Die Zerstreuung der Juden in aller Welt
Um das Jahr 1566 v. Chr. herum – in Europa ging gerade erst die Jungsteinzeit zu ende – hatte Mose den Juden in seiner Abschiedsrede, kurz vor seinem Tod, den Verlust ihres Landes sowie ihre weltweite Zerstreuung prophetisch angekündigt:
5. Mo. 28.63-67 Und es wird geschehen: so wie der HERR sich über euch freute, euch wohlzutun und euch zu mehren, also wird der HERR sich über euch freuen, euch zu Grunde zu richten und euch zu vertilgen; und ihr werdet herausgerissen werden aus dem Lande, wohin du kommst, um es in Besitz zu nehmen. 64 Und der HERR wird dich unter alle Völker zerstreuen, von einem Ende der Erde bis zum anderen Ende der Erde; und du wirst daselbst anderen Göttern dienen, die du nicht gekannt hast, du noch deine Väter, - Holz und Stein. 65 Und unter jenen Nationen wirst du nicht rasten, und deine Fußsohle wird keine Ruhestätte finden; und der HERR wird dir daselbst ein zitterndes Herz geben, Erlöschen der Augen und Verschmachten der Seele. 66 Und dein Leben wird schwebend vor dir hangen, und du wirst dich fürchten Nacht und Tag und deinem Leben nicht trauen. 67 Am Morgen wirst du sagen: Wäre es doch Abend! und am Abend wirst du sagen: Wäre es doch Morgen! wegen der Furcht deines Herzens, womit du dich fürchten, und wegen des Anblicks deiner Augen, den du erblicken wirst.
"... von einem Ende der Erde bis zum anderen Ende der Erde"
Israel liegt am Knotenpunkt der drei Kontinente Afrika, Asien und Europa. Von Israel aus gesehen sind die Enden der Welt der amerikanische Kontinent im Westen und China im Osten. Außerdem Russland im Norden und Südafrika im Süden. Und so wurde Israel ab dem Jahr 70 n. Chr. auch tatsächlich auf alle 5 Kontinente, bis nach China, Russland, Südafrika und Amerika zerstreut. Der Beginn dieser Zerstreuung war die Zerstörung der Stadt Jerusalems sowie die völlige Zerstörung des Tempels in Jerusalem durch die Römer.
Im Licht der Bibel kann die Zerstreuung der Juden in aller Welt als ein Gericht Gottes über Israel erkannt werden, welches bis zum heutigen Tag andauert. Wie zahlreiche biblische Prophetien ankündigen, steht der Höhepunkt dieses Gerichts allerdings noch bevor. Mit dramatischen Folgen für die gesamte Menschheit, denn mit dem Gericht Gottes über Israel, findet zugleich auch das letzte und größte Gericht Gottes über die gesamte abgefallene Schöpfung statt. Um dieses Gericht handelt es sich in dem vorliegendem Buch. Gemäß der biblischen Prophetien findet dieses Gerichts am Ende einer Zeitepoche statt, die die Bibel die Endzeit nennt. Als eines der charakteristischsten Merkmale dieser Zeit nennen biblischen Propheten die Rückkehr der in aller Welt zerstreuten Juden zurück ins verheißene Land. Damit lässt sich der Beginn der Endzeit heute ganz genau auf das Jahr 1882 datieren. In diesem Jahr geschah die erste Einwanderungswelle der Juden aus Russland.
Die Endzeitrede des Herrn (1)
Mehr als 1600 Jahre nach Mose, nur wenige Tage vor seiner Kreuzigung, kündigte auch der Herr Jesus seinen Jüngern die Zerstörung der Stadt Jerusalem sowie des Tempels prophetisch an. Erfüllt hatte sich diese Vorhersage rund 40 Jahre später - im Jahr 70 n. Chr. Die prophetische Ankündigung des Herrn, veranlasste die Apostel dem Herrn vier weitere Fragen zu stellen. Die Antworten des Herrn auf diese Fragen, stellen die sog. Endzeitrede dar, die in drei der vier Evangelien wiedergegeben ist. Die vier Fragen der Apostel richteten sich nach:
1. Dem Zeitpunkt der Zerstörung der Stadt Jerusalem und des Tempels
2. Einem Zeichen, welches die nahende Zerstörung des Tempels und der Stadt vorangehen würde.
3. Dem Zeitpunkt der Wiederkunft des Herrn Jesus
4. Einem Zeichen, welches die nahende Wiederkunft des Herrn erkennen lassen würde.
Damit lassen sich diese vier Fragen in zwei Gruppen einteilen. Sowohl die Frage nach dem Zeitpunkt (1) der Zerstörung, als auch die Frage nach dem Zeichen, das der Zerstörung des Tempels vorangehen sollte (2), betreffen die Anfangszeit und somit die ersten Jahrzehnte des noch jungen Christentums. Die Antworten des Herrn Jesus auf diese Fragen gibt der Evangelist Lukas in seiner Version der Endzeitrede wieder. Die Fragen nach dem Zeitpunkt der Wiederkunft des Herrn Jesus (3) sowie die Frage nach einem Zeichen welches die anstehende Wiederkunft des Herrn erkennen lässt (4) betreffen hingegen das Ende der Zeit des Christentums – die Endzeit. Auf die Antworten dieser Fragen konzentrieren sich die beiden Evangelisten Matthäus und Markus in ihren Evangelien. (Vgl. S. 32)
Lukas zitiert den Herrn Jesus in der Endzeitrede mit den folgenden Worten:
Lk. 21.20: Wenn ihr aber Jerusalem von Kriegsheeren belagert sehet, alsdann erkennet, daß ihre Verwüstung nahe ist.
Im Jahr 66. n. Chr. - vier Jahre nach der Enthauptung des Apostels Paulus durch Kaiser Nero - kam es in ganz Israel zu einem jüdischen Volksaufstand gegen die römische Besatzung. Nach anfänglichen Schwierigkeiten wurden die Römer der Lage in Israel jedoch allmählich Herr, wobei sie bei ihrer harten Vorgehensweise gegen die jüdischen Aufstände zahlreiche, von Juden besiedelte Ortschaften verwüsteten - nicht nur im Gebiet des heutigen Israel, sondern darüber hinaus u.a. auch im heutigen Jordanien. Im Jahr 68 umzingelten die Römer schließlich die Stadt Jerusalem. Mit der Belagerung Jerusalems durch die römischen Kriegsheere ist nun die Frage der Jünger, betreffend des vorangehenden Zeichen der Zerstörung Jerusalems und des Tempels beantwortet. Dennoch gibt der Herr seinen Zuhörern noch einen äußerst wichtigen Ratschlag auf den Weg:
Lk. 21.21 Alsdann fliehe, wer in Judäa ist, auf die Berge; und wer in der Stadt ist, der entweiche daraus; und wer auf dem Lande ist, gehe nicht hinein. Denn das sind Tage der Rache, damit alles erfüllt werde, was geschrieben steht.
Als es im Jahr 68 n. Chr. zu der vorhergesagten Belagerung Jerusalems durch die Römer kam, erkannten die, sich in Jerusalem aufhaltenden Christen, was die Stunde geschlagen hat und würden Jerusalem nun auch gerne verlassen, wie der Herr es ihnen ca. 40 Jahre zuvor geboten hatte. Allerdings gab es an den röm. Soldaten rund um Jerusalem kein vorbeikommen. Dies änderte sich jedoch schlagartig, als Kaiser Nero noch im gleichen Jahr Selbstmord begann. Bei dem Selbstmord handelte es sich ganz offensichtlich um ein gut geteimtes Gericht Gottes über Nero, der nicht nur das ihm von Paulus verkündete Evangelium ablehnte und Paulus zudem köpfen lies, sondern den Christen auch die Schuld für den Großbrand Roms zugeschoben hatte, wodurch er auch eine grausame Christenverfolgung in Gang setzte.
Der römische General Vespasian, der die römischen Truppen rund um Jerusalem anführte, sah in dem Selbstmord Nero‘s seine Gelegenheit der nächste Kaiser zu werden, weshalb er er seine Truppen abzog und nach Rom reiste. Jetzt war der Weg für die bis dahin in Jerusalem festsitzenden Christen frei und sie flohen, wie vom Herrn geboten, über die Berge und den Jordan in das Gebiet des heutigen Jordaniens. Dieser Landstrich wurde durch König Agrippa verwaltet, der die Christen aufgrund einer zurückliegenden Begegnung mit Paulus sehr gerne aufnahm. In der Zwischenzeit ist es General Vespasian tatsächlich gelungen den Kaisertitel an sich zu reißen. Im Jahr 70 schickte er, nun als Kaiser von Rom, seinen Sohn Titus zurück nach Jerusalem, um den Aufstand endgültig zu beenden. Als Titus nach Jerusalem kam, war gerade die Zeit des Passahfestes zu dessen Anlass Israeliten aus dem ganzen röm. Reich nach Jerusalem gezogen sind. Titus positionierte seine Truppen um Jerusalem herum, und wartete dann scheinbar friedlich ab, bis die Stadt den maximalen Besucherstand erreicht hatte, um sie anschließend zu verriegeln und grausam zuzuschlagen. Lukas zitiert die Prophetie des Herrn Jesus weiter:
Lk 21.24 Und sie werden fallen durch die Schärfe des Schwerts und gefangen weggeführt werden unter alle Völker; und Jerusalem wird zertreten werden von den Heiden, bis die Zeiten der Heiden erfüllt sind.
Laut dem antiken Geschichtsschreiber Josephus Flavius waren zu diesem Zeitpunkt ca. 2.7 Mio. Menschen in Jerusalem. Während der fünf Monate andauernden Belagerung wurde Jerusalem dem Erdboden gleich gemacht und der Tempel völlig zerstört. Ca. 1 Mio. Juden getötet, rund 100.000 in Kriegsgefangenschaft abgeführt und unzählige, rund um die Stadt herum gekreuzigt versklavt oder als Sklaven verkauft worden.
"... und weggeführt werden unter alle Völker; und Jerusalem wird zertreten werden von den Heiden, bis die Zeiten der Heiden erfüllt sind."
Die meisten Juden, die dieses Massaker durch die Römer überlebt haben, wurden in der Folge im ganzen römischen Reich verstreut, von wo aus sie sich in den nächsten Jahrhunderten endgültig in der ganzen Welt verstreuten und woher sie erst seit 1882 wieder zurückkehren. Die Verwüstung Israels und Zerstreuung der Juden durch die Römer unter alle Völker und auf alle Kontinente, wurden wie schon dargelegt, Jahrhunderte zuvor u.a. von Mose angekündigt. Der Herr Jesus knüpfte am Ende des Verses 21 seiner Endzeitrede an diese Prophetien an:
Lk. 21.21 Denn das sind Tage der Rache, damit alles erfüllt werde, was geschrieben steht.
"... bis die Zeiten der Heiden erfüllt sind."
Mit den „Zeiten der Heiden“ ist die Zeit der seit mittlerweile 2000 Jahren andauernden Christenheit gemeint, die überwiegend aus nicht-jüdischen Menschen, sog. Heiden-Christen besteht. Die verhältnismäßig wenigen, in der bisherigen Geschichte zum Christentum bekehrten Juden werden hingegen als messianische Juden bezeichnet.
Das „bis“ in „bis die Zeiten der Heiden erfüllt sind“ spannt den Bogen von der gerade behandelten Anfangszeit der Christenheit (der Anfangszeit der Heiden-Christen), hin zur letzten Zeit des Christentums - dem bevorstehenden Ende der gegenwärtigen Kirchengeschichte, nach dem sich Gott wieder Israel zuwenden wird. So kann man also sagen, dass sich in der bereits 1882 begonnenen Rückkehr der Juden nach Palästina, gemäß der Vorhersage des Herrn Jesus, auch das bevorstehende Ende der christlichen Kirchengeschichte ankündigt. Der bisherige Höhepunkt der Rückkehr der Juden nach Palästina, bildet die Gründung des Judenstaates Israel im Jahr 1948. Außerdem ist seit dem 6-Tage-Krieg im Jahr 1968, erstmals seit fast 2000 Jahren, auch wieder ganz Jerusalem - einschließlich des Tempelbergs - unter jüdischer Kontrolle und Jerusalem zudem, mittlerweile von Russland wie auch den USA offiziell als Hauptstadt Israels anerkannt worden. Mit der Eroberung des Tempelberges ist ein weiterer wichtiger Schritt zum Bau des zukünftigen 3. jüdischen Tempels gemacht, welcher in den Ereignissen der Endzeit noch eine wichtige Rolle spielen wird.