Der Herr Jesus und die Frau aus Samaria. Das Wasser des Lebens. Die wahren Anbeter Gottes
2 – obwohl Jesus nicht selbst taufte, sondern seine Jünger –, 3 da verließ er Judäa und zog wieder nach Galiläa.
Von dem Herrn Jesus wurde vorhergasagt das er mit dem Heiligen Geist taufen würde.
Mt. 3.11,12: „Ich zwar taufe euch mit Wasser zur Buße; der nach mir Kommende aber ist stärker als ich, dessen Sandalen zu tragen ich nicht würdig bin; er wird euch mit Heiligem Geiste und Feuer taufen;"
Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, lies der Herr seine Jünger die Wassertaufe vollziehen. Wegen des großen Zulaufs der Menschen sowie der daraus entstandenen Konflikte um die Taufe und der Konfrontation mit den führenden Juden verließ Jesus Judäa und zog nach Galiläa.
Der Herr Jesus „musste“ einerseits durch Samaria ziehen, um von Judäa nach Galiläa zu kommen, auch wenn man üblicherweise dieses Gebiet umging. Aber tatsächlich „musste“ der Herr auch wegen der Frau in Sichar durch Samaria ziehen. Dies war ein göttliches „muss“.
Im Jahr 722 v. Chr. wurden die 10 Nordstämme nach Assyrien deportiert. An deren Stelle sollten andere Leute Nordisrael besiedeln,
2. Kö. 17.24: „Aber der König von Assyrien ließ Leute aus Babel und aus Kuta, aus Awa, Hamat und Sepharwajim kommen und siedelte sie an Stelle der Kinder Israels in den Städten Samarias an. Und sie nahmen Samaria in Besitz und wohnten in dessen Städten.“
Es kann aber davon ausgegangen werden, dass ein paar wenige Israeliten/Samaritaner während der Wegführung in die Gefangenschaft in Samaria zurückblieben, die sich teilweise mit den umgesiedelten Neubewohnern mischten. Diese Mischpopulation der Samaritaner wurde später von den Juden ablehnt, weil Gott wollte, dass sie sich nicht mit anderen Völkern mischen sollten. Die Samaritaner durften den zurückgekehrten Juden unter Esra beim Wiederaufbau Jerusalems und des Tempels nicht helfen, und so entstand eine bittere Feindschaft zwischen ihnen, so dass sie sogar den Tempel entweihten, indem sie eines Nachts im Tempel Totengebeine verteilten.
Durch ein ökologisches Ungleichgewicht hatte die Löwenpopulation sich kurz nach der Umsiedlung in Nordisrael vergrößert, wodurch es zu vielen Unfällen kam. Die neuen Bewohner Nordisraels vermuteten, dass sie sich dem Lokalgott gegenüber nicht richtig verhalten würden, so dass man jüdische Priester aus der assyrischen Gefangenschaft zurückholte, die ihnen erklären sollten, wie man den Gott Israels richtig verehrt. So entstand aus der eingeführten Religion eine Mischreligion mit ein paar Elementen aus dem Gesetz des Gott Israels. Diese Mischpopulation hatte dennoch die 5 Bücher Mose als die Heilige Schrift angenommen. Auch heute halten sie sich für das wahre Israel.
Obwohl die Samaritaner in den vergangenen Jahrhunderten massiv dezimiert wurden, sind sie dennoch als Volk erhalten geblieben. Im 20ten Jahrhundert gab es nur noch mehrere hundert Samaritaner, sodass durch die Eheverbindungen innerhalb dieser sehr kleinen Population schwere Erbkrankheiten entstanden, wodurch 10% der Neugeborenen behindert war. Ein israelischer Ministerpräsident hatte schließlich dazu ermuntert, dass jüdische Frauen zum samaritanischen Glauben übertreten, um den Genpool wieder aufzufrischen (m. Erfolg!).
Dass Jesus müde und durstig von der Reise an der Quelle ankam zeigt, dass Jesus ein wirklicher Mensch war!
Die sechste Stunde entspricht 12 Uhr Mittags. Normalerweise gingen die Frauen am Morgen Wasser holen. Dass diese Frau zur Mittagszeit zum Brunnen kam, kann daran gelegen haben, dass sie aufgrund ihres Lebensstils als 5-fach geschiedene Frau einen entsprechenden Ruf hatte und daher von ihren Mitmenschen nicht besonders freundlich behandelt wurde, so dass sie sich lieber die Mühe machte das Wasser in der Mittagshitze zu schleppen, als ihren Mitmenschen zu begegnen.
So werden an dieser Frau zwei Wahrheiten deutlich: Zum einen bringt die Sünde einem Menschen nur mehr Mühsal und Umstände ein und zum anderen trennt Sünde und zerstört Gemeinschaften.
Während sich der Herr Jesus stets an Gottes Gebote hielt, setzt er sich dennoch öfters über Menschengebote hinweg, selbst wenn diese Regeln durchaus hilfreich sein können. So auch hier, indem der Herr eine fremde Frau in der Öffentlichkeit anspricht.
Wie schon bei der ersten Begegnung der Jünger mit dem Herrn, ist es auch hier der Herr, der als erstes zu der Frau spricht.
Gib mir zu trinken!
2. Kor. 8.9: Denn ihr kennet die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, daß er, da er reich war, um euretwillen arm wurde, auf daß ihr durch seine Armut reich würdet.
Durch die Bitte um etwas zu trinken, sucht der Herr Jesus Zugang zu der Frau. Im weiteren Verlauf des Gespräches, schlägt der Herr Jesus eine Brücke von dem natürlichen Wasser, wegen dem die Frau an den Brunnen kam, auf das Wasser, dass die Frau noch viel nötiger braucht und von dem die Frau noch gar nicht weiß, dass es ein solches Wasser überhaupt gibt.
Die Frau wird ebenfalls durstig gewesen sein, aber auch geistlich wird die Frau offensichtlich von einem Lebensdurst geplagt, den sie bisher vergeblich durch ihre zahlreichen Beziehungen zu stillen versucht hat.
Während die Jünger einkaufen waren, war Jesus allein mit dieser Frau. Für Rabbis war es undenkbar gewesen sich in der Öffentlichkeit mit Frauen zu unterhalten, geschweige denn sie zu lehren. Dies erklärt die Verwunderung der Jünger, als sie den Herrn bei ihrer Rückkehr, mit der Frau sprechen sehen.
Wären die Jünger mit dem Herrn am Brunnen geblieben, würden sie, nicht ahnend, dass diese Begegnung von Gott so gefügt ist (S. V.26,27), der Unterhaltung des Herrn mit der Frau nur im Wege stehen, sofern die Frau sich überhaupt bis an den Brunnen herangetraut hätte. Wie diese Frau, benötigt jeder Mensch seine eigene persönliche Begegnung mit dem Herrn.
Das Timing des Gespräches des Herrn mit der Frau passte genau mit der Abwesenheit der Jünger überein: Sobald der Herr sich in der Frau als der Messias offenbarte und die Frau glaubte, kamen die Jünger, keine Minute zu früh und zu spät wieder zurück. (Siehe V.27)
Aufgrund der Tatsache, dass die Samariter von den Juden noch mehr verachtet wurden als die Heiden, vermittelt der Herr der Frau mit seiner Bitte nach Wasser Wertschätzung ihrer Person.
Im normalen Sprachgebrauch ist „Lebendiges Wasser“ fließendes Quellwasser. In der Bibel ist es aber auch ein Bild für den Heiligen Geist. So spricht der Herr hier auch von dem Heiligen Geist, „der Gabe Gottes“, die den Menschen erst zur Gemeinschaft mit Gott und damit zu einem echten und erfüllten Leben befähigt. Den Heiligen Geist kann man nur durch den Herrn Jesus erhalten. Der Herr ist es, der mit dem Heiligen Geist tauft.
Mt. 3.11,12: „Ich zwar taufe euch mit Wasser zur Buße; der nach mir Kommende aber ist stärker als ich, dessen Sandalen zu tragen ich nicht würdig bin; er wird euch mit Heiligem Geiste und Feuer taufen;"
Mit „Herr“ spricht sie den Herrn Jesus lediglich im Sinne von „Monsieur“ an und nicht etwa als Sohn Gottes.
Die Aussage der Frau zeigt, dass sie tatsächlich keinen Schimmer hat, wer gerade vor ihr steht, und was mit dem „lebendigen Wasser“ gemeint ist. Anders als die führenden Juden aber, die jeden scheinbaren Widerspruch zum Anlass nahmen, Jesus anzuklagen, fragt die Frau zurück, wenn sie etwas nicht versteht, z.B. wie Jesus ohne Schöpfgefäß Wasser schöpfen wolle. Wenn der Herr nur ein Mensch wäre und von fließendem Wasser spräche, könne der Herr ihr ohne Gefäß tatsächlich kein Wasser geben.
Das die Frau zurück fragt, betont die Herzenshaltung sowie das Interesse der Frau gegenüber dem Herrn und so steht die Frau im klaren kontrast zu den führenden Juden, die dem Herrn gegenüber feindlich gesinnt waren.
Der Herr Jesus erklärt nun die zweite Bedeutung von „lebendigem Wasser.“ Dieses Wasser ist nicht deshalb besser, weil es fließendes Quellwasser und nicht etwa nur stehendes Brunnenwasser ist, sondern weil es Wasser ist, das wirklichen (Lebens)Durst stillt.
Nur das „lebendige Wasser“, der Heilige Geist, den der Mensch nur von dem Herrn Jesus erhalten kann, kann den inneren Durst des Menschen endgültig stillen, den der Mensch bis dahin vergeblich durch weltliche Dinge, seien es Konsum, Geld, Abenteuer, Beruf oder Lebenspartner, zu stillen versucht und was doch nur immer wieder zu Enttäuschungen führt.
Mit dem heiligen Geist nimmt Gott in dem Menschen Wohnung. Diese Gemeinschaft des Menschen mit seinem Gott, ist die einzige Möglichkeit für den Menschen, seinen geistlichen Durst zu löschen. Nur sie führt den Menschen aus der Rastlosigkeit zur Ruhe.
Mt. 11.28: „Kommet her zu mir, alle ihr Mühseligen und Beladenen, und ich werde euch Ruhe geben“
Normalerweise konnte eine Samariterin nicht einmal erwarten, das ein Jude etwas von ihr annehmen würde, wie viel weniger, dass sie etwas von einem Juden zu bekommen erwarten könnte. Dennoch fragt sie nun den Herrn offen nach diesem Wasser. Ein weitere Beleg für das Vertrauen der Frau. Sie nimmt die Worte des Herrn ernst und steht somit im völligen Kontrast zu dem Verhalten und der Einstellung der führenden Juden zum Herrn. Denn sie hätte natürlich auch Fragen können, weshalb der Herr sie zuvor überhaupt noch nach Wasser gefragt hat, wenn er doch solch wunderbares Wasser besitzt. Ebenso hat der Herr immer noch kein Schöpfgefäß und eine Antwort auf ihre letzte Frage diesbezüglich hat sie auch nicht erhalten.
Doch das spielt für die Frau gar keine Rolle mehr. Auch wenn die Frau immer noch an natürliches Wasser denkt und sich durch dieses nur verspricht, nicht mehr täglich den langen Weg zum Brunnen gehen zu müssen, ist ihr Interesse geweckt und die Frau bekommt Sehnsucht nach diesem Wasser!
Diese Begebenheit ist ein gutes Beispiel dafür, wie man einen Menschen gewinnt: (1) Wertschätzung entgegenbringen, keine Ablehnung; (2) Interesse/Neugier wecken und (3) das wirkliche Problem des anderen ansprechen.
Nachdem der Herr die Herzenseinstellung der Frau in die richtige Bahn gelenkt und ihr Vertrauen gewonnen hat, fährt der Herr damit fort, die Frau in sein Licht zu stellen und als Sünderin zu überführen. Denn ohne der Sündenerkenntnis und der darau folgenden Buße, die Voraussetzung für die Sündenvergebung ist, ist eine Gemeinschaft mit Gott und damit der Erhalt des lebenden Wassers, des Heiligen Geistes nicht möglich. So spricht der Herr ihr Sündenproblem an.
Diese Frau hatte offensichtlich ein Männerproblem in Folge ihres besonderen Lebensdurstes. Nach dem ersten Mann, der sie offenbar enttäuscht hat, suchte sie mehrmals hintereinander die Erfüllung bei dem Nächsten. Bis sie letztlich, mit einem sechsten Mann, in einem Konkubinat (=unverheiratetes Zusammenleben, „Lebensabschnittspartner“) endete. Nun begegnet sie dem siebten Mann in ihrem Leben, dem Herrn Jesus, der ihren Lebensdurst löschte.
Die Aussage der Frau war bis dahin nicht falsch, denn einen Ehemann hatte sie wirklich nicht, dennoch war die Antwort ein Versuch der eigentlichen Antwort auszuweichen um ihre derzeitige Lebenssituation nicht erwähnen zu müssen.
Doch der Herr kam an den Brunnen um die Frau von ihrer Sünde zu überführen und zu erretten und so lässt der Herr nicht locker und da die Frau wie jeder andere natürliche Mensch, ihre Sünde nicht selbst vor den Herrn bringt, stellt der Herr nun selber ihre Sünde in sein Licht und konfrontiert sie direkt mit ihrem sündigen Lebensstil.
Ps. 90.8: „Du hast unsere Ungerechtigkeiten vor dich gestellt, unser verborgenes Tun vor das Licht deines Angesichts.“
Wie bei Nathanael kennt der Herr auch die Vergangenheit und Gegenwart dieser Frau, was die Frau, wie zuvor auch Nathanel, davon überzeugte, dass der Herr Jesus mehr sein muss als ein gewöhnlicher Mensch. Auch wenn sie ihn erst einmal nur für einen Propheten hält, beginnt sie, im folgenden, den Herrn dennoch immer mehr zu erkennen.
Da sie den Herrn nun als einen Propheten erkannt hat, scheint es für sie wohl nun die richtige Gelegenheit zu sein den Herrn auf die, seit Jahrhunderten zwischen den Juden und den Samaritern stehende Streitfrage bezüglich des richtigen Ortes der Anbetung anzusprechen.
Bevor Israel unter Josua das Land einnehmen sollte, kündigte Mose in seinen Abschiedsreden einen Ort an, an dem geopfert werden solle (5. Mo. 12.13-14: „ein Ort, den Gott erwählen wird“). Aus 5. Mo. 17 geht hervor, dass dieser Ort in den Bergen sein muss. Konkret spielen in 5. Mo. 27 zwei Berge eine besondere Rolle: Der Berg Garizim im Norden; dort sollten Segnungen aus Gesetz laut verkündigt werden, und der Berg Ebal, an dem die Worte des Fluches des Gesetzes verkündigt werden sollen.
Hieraus schlossen die Samaritaner, dass der Berg Garizim, der in ihrer Region war, der erwählte Ort sei. Den 10 Geboten haben die Samaritaner durch Textfälschung sogar ein Gebot angefügt, dem zufolge auf dem Berg Garizim angebetet werden solle. Die Samaritaner schlachten auch heute noch Passalämmer auf dem Garizim.
Im 2. Jahrhundert vor Christus hatte ein Makkabäerkönig den Tempel der Samaritaner zerstört, der dann im 2. Jahrhundert n. Chr. wieder aufgebaut wurde. Daher benutzt die Frau in Joh. 4.20 richtigerweise die Vergangenheitsform:
„Unsere Väter haben auf diesem Berg angebetet, und ihr sagt, in Jerusalem sei der Ort, wo man anbeten soll.“
Der Tempel war zerstört, nun konnte dort nicht mehr angebetet werden, so wie die Väter es taten! Weil die Samaritaner nur die 5 Bücher Mose angenommen hatten, war die Frage nach dem Ort der richtigen Anbetung ein zentraler Streitpunkt zwischen den beiden Völkern, denn erst in 2. Chr. 6.6 wird die Frage nach dem richtigen Ort geklärt:
„Aber Jerusalem habe ich erwählt, daß mein Name dort sei; und David habe ich erwählt, daß er über mein Volk Israel sei.“
Der Herr Jesus geht auf die Frage der Frau ein und kündigt ihr eine ganz neue Zeit an, in der die wirklichen Anbeter den eigentlichen Gottesdienst verrichten werden, indem sie den Vater im Geist und in der Wahrheit anbeten werden. Im AT war alles nur symbolisch bzw. vorläufig und schattenbildlich.
Es sollte eine Zeit kommen in der, der Ort der Anbetung egal sein wird und es einzig darauf ankommt, wie man anbetet, so war die einzige Frage die von Bedeutung war, woher das Heil kommt.
Die neue Anbetung ist Anbetung ohne Falschheit; sie ist in der Wahrheit, und hier kommt Jesus ganz dezent wieder auf das Problem der Frau zurück, weil sie mit ihrem Leben vor Jesus nicht bestehen kann. Jesus spricht ihr Problem an, bleibt aber ganz vorsichtig und verletzt sie nicht.
Die Gedanken der Frau konzentrieren sich im Verlauf des Gespräches immer weiter auf das Wesentliche, während ihre Erkenntnis vom Herrn stetig zunimmt.
Zuerst richtete sie ihr Augenmerk auf das, sie von der Mühsal befreiende Wasser. Anschließend vom Herrn ins Licht gestellt erkannte sie in dem Herrn bereits einen Propheten, was ihre Gedanken auf die Frage der richtigen Anbetung lenkte.
In der Antwort auf die Frage des Ortes der Anbetung, offenbart sich der Herr ihr als der Lehrer des Willen Gottes, wobei der Herr sie sicherlich mit der gleichen eindrucksvollen Autorität gelehrt hatte, wie sie an an anderen Stellen der Evangelien betont wird. Dies wird bei der Frau zu einer weiteren Steigerung der Erkenntnis des Herrn geführt haben, so dass ihre Gedanken nun von der Anbetung auf den erwarteten Messias gelenkt werden. Damit erfährt ihr Gedankengang einen weiteren Höhepunkt.
Da sie wusste, dass der Messias, wenn er kommt, alles verkündigen würde, wird sie vermutlich schon geahnt haben, dass es der Herr Jesus der Messias sein könnte. Nachdem der Herr sie in sein Licht stellte und sie mit ihrer Sünde konfrontierte, könnte in ihr, angeregt durch ihr Gewissen zudem die Sehnsucht nach dem Erlöser geweckt worden sein.
Nachdem die Frau nun auf den Messias zu sprechen kommt, offenbart sich der Herr der Frau mit den Worten „ego eimi“,„Ich bin“ als der ewig Seiende, Unwandelbare.
Siehe Joh 1.1: Der Herr Jesus = das Wort.
Siehe auch V. 7.
Nachdem die Frau eigentlich an den Brunnen gekommen war um Wasser zu holen, bekam sie nach der Begegnung mit dem Herrn Wasser, von dem sie bei ihrer Ankunft am Brunnen noch gar nicht wusste, dass es ein solches gibt und welches sie nötiger hatte, als alles andere. Und sie erhielt es, nachdem sie es von dem Herrn erbeten hatte, noch bevor sie überhaupt verstand, was unter diesem Wasser eigentlich zu verstehen ist.
Das Wasser, wegen dem sie eigentlich gekommen war, wurde schlagartig zur Nebensache und sie ging völlig überwältigt und ohne ihr Wasser wieder weg.
Wie zuvor schon Andreas und Philippus, sucht auch die Frau zunächst Menschen auf, denen sie von ihrer Entdeckung berichten und die sie zum Herrn führen kann, wobei sie in der Stadt sogar eine Erweckung auslöst. Dies bezeugt nochmals, dass sie zum wahren Glauben gefunden hat.
Joh. 7.38: „Wer an mich glaubt, gleichwie die Schrift gesagt hat, aus dessen Leibe werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“
Auf ihrem Weg in die Stadt sucht die Frau außerdem, eben genau die Menschen auf, die sie noch am Morgen des gleichen Tages zu meiden versuchte, indem sie das Wasser erst am Mittag holte. So wurde auch ihre Gemeinschaft mit den anderen Menschen wiederhergestellt.
Ein Vergleich der Begegnungen des Herrn mit der Frau und der Begegnung mit Nikodemus zeigt wie der Herr ganz individuell auf die Menschen eingeht. Nikodemus war ein Jude, Pharisäer, ein führender Richter Israels, eine angesehene Person, und er kam nachts zu Jesus. Die Frau war eine Frau, eine verachtete Samariterin und Jesus begegnete ihr am helligsten Tag
Der Herr Jesus hatte ihr gar nicht wirklich „alles“ gesagt, aber die Frau wurde von dem Herrn völlig ins Licht Gottes gestellt so das für sie alles aufgedeckt war.
Dass die Frau ihren Mitmenschen nicht direkt von dem Herrn als dem Christus erzählte sondern die Menschen, durch eine Frage dazu anleitete, sich selbst von dem Herrn zu überzeugen, kann daran gelegen haben, dass sie sich, nun mehr als den je, ihrem bisherigen moralisch bedenklichen Lebenswandel bewusst war und daher fürchtete, nicht ernst genommen zu werden, wenn ausgerechnet sie plötzlich davon erzählt, dem Messias begegnet zu sein.
Das weiße Erntefeld
32 Er aber sprach zu ihnen: Ich habe eine Speise zu essen, die ihr nicht kennt!
33 Da sprachen die Jünger zueinander: Hat ihm denn jemand zu essen gebracht?
34 Jesus spricht zu ihnen: Meine Speise ist die, daß ich den Willen dessen tue, der mich gesandt hat, und sein Werk vollbringe.
So, wie der Brunnen für den Herrn Jesus der Anlass war, über den Heiligen Geist zu sprechen bzw. eine Lektion über ihn zu erteilen, nimmt Er den Hunger zum Anlass, um über „eine andere Speise“ zu sprechen. Der Herr Jesus erklärt Geistliches mit etwas Natürlichem.
1. Tim. 4.7-8 „Die unheiligen Altweiberlegenden aber weise ab; dagegen übe dich in der Gottseligkeit! Denn die leibliche Übung nützt wenig, die Gottseligkeit aber ist für alles nützlich, da sie die Verheißung für dieses und für das zukünftige Leben hat.“
Gottseligkeit bedeutet ein Leben, das von Gott erfüllt ist. Die ganz natürlichen Dinge erinnern uns immer wieder an Gott: Wasser trinken erinnert an den Heiligen Geist, der unseren Durst stillt, und die wahre Speise ist, den Willen Gottes zu tun.
Nach 3. Mo. 23. 9ff mussten nach dem Sabbat nach dem Passah (=Anfang/Mitte April) die Erstlinge der Gerstenernte in Form von Broten zum Tempel gebracht werden. Erst nach dieser Erstlingsgabe durfte die Gerste im Land geerntet werden. 50 Tage später (= Juni) mussten ebenfalls die Pfingstbrote der Weizenerstlingsernte zum Tempel gebracht werden. Erst danach durfte der Weizen eingebracht werden.
Da es heute keinen Tempel mehr gibt, können die Erstlingsgaben nicht mehr zum Tempel gebracht werden, aber die Zeiten der Ernte stimmen immer noch mit den alten Zeiten überein.
Wir stehen also derzeit im Dezember (Regenzeit).
Jesus schließt eine weitere Lektion aus dem Alltäglichen Leben an:
- Wer erntet empfängt Lohn.
- Es gibt solche die sähen und solche die ernten (nicht unbedingt dieselben).
Jeder freut sich neidlos über die gesamte Arbeit.
Die geistliche Übertragung ist die Erweckung unter dem samaritanischen Volk, wo die Jünger gar nicht gesät haben. Die Saat geht Jahrhunderte zurück, als Priester aus der Gefangenschaft nach Samaria zurückgeholt wurden (siehe Joh. 4.4), um den neuen Bewohnern „die Weise und Furcht des Gottes des Landes“ zu lehren.
Der Glaube der Samariter
Nun haben auch die Menschen, die dem Zeugnis der Frau glaubten und ihm nachgingen, eine persönliche Begegnung mit dem Herrn. Auch hier zeigt es sich ein weiteres Mal, wie der Herr auf die Menschen eingeht, indem er sich für diese Menschen zwei Tage Zeit lässt.
Wie schon in dem in Joh. 1.19 beginnenden und sich bis Joh. 2.11 erstreckenden Bericht, welcher eine prophetische Übersicht der heilsgeschichtlichen Zeitalter beinhaltet, findet sich auch in diesem Kapitel eine weitere bildliche Prophetie der zukünftigen Zeitalter.
Das vierte Kapitel beginnt damit, dass der Herr Judäa, aufgrund der Ablehnung seiner Person, wie sie in Kapitel 3 geschildert wird verlässt und nach Galiläa reist, welches in Mt. 4.15 auch das „Galiläa der Heiden“ genannt wird. In Samaria findet der Herr außerhalb des jüdischen Volkes, viele Menschen die ihn annehmen, so dass der Herr zwei Tage bei diesen Menschen bleibt.
Petrus schreibt in seinem Brief, dass ein Tag für Gott wie tausend Jahre ist. So entsprechen die zwei Tage, die der Herr außerhalb Judäas in Samaria verbracht hatte, der zweitausend Jahre andauernden Gnadenzeit, in der sich der Herr den Heidenvölkern zuwendet und das jüdische Volk aufgrund der Verwerfung des Herrn auf Seite geschoben wird. Dieses Bild findet seine Parallele in dem dritten Tag, den Johannes in Kapitel 1 beschreibt.
In Kapitel 5 folgt mit der Heilung des gelähmten Mannes eine bildliche Vorschattung der Wiedereinsetzung des jüdischen Volkes nach der Entrückung der Christenheit vor der Drangsalszeit. Die Wiedereinsetzung des jüdischen Volkes findet seine Parallele in dem vierten von Johannes beschriebenen Tag, an dem der Herr den Philippus findet und zur Nachfolge beruft.
Als die Leute aus der Stadt, den Herrn Jesus selbst hörten, glaubten sie nun „um Seines Wortes willen“. Durch die Begegnung der Menschen mit dem Herrn, begann sich ebenfalls auch ihre Erkenntnis zu mehren, so dass die Menschen der Frau nach den zwei Tagen mit dem Herrn sagen konnten, dass sie nicht mehr nur wegen ihres Zeugnisses, welches sie zum Herrn führte, sondern aufgrund der Lehren, die sie von dem Herrn selbst gehört haben, glaubten.
Der Herr Jesus ist der Retter nicht nur für Israel (wenngleich er in Mt 10 sagte, er sei nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt), sondern für die ganze Menschheit. Die Aufgabe der Christen heute, ist nicht nur die Ernte, sondern auch die Saat, wenngleich das Resultat des Säens nicht unmittelbar sichtbar wird.
Der Herr heilt den Sohn eines königlichen Beamten
Nun geht es von Samaria weiter nach Galiläa. Es ist der zweite Besuch des Herrn in Galiläa, wo er beim ersten Besuch die Hochzeit dafür nutzte seine Herrlichkeit durch sein erstes Wunder zu offenbaren.
Die Menschen in Galiläa nahmen den Herrn aufgrund der Zeichen auf, die sie den Herrn in Jerusalem tun sahen, denn einige Galiläer waren während der Tempelreinigung in Jerusalem, als der Herr sich im Tempel als König der Könige vorgestellt hatte. Ihr Glaube war allerdings nur oberflächlich, denn sie glaubten nur aufgrund der Zeichen, die sie gesehen hatten, nicht jedoch wegen der Lehren des Herrn.
Joh. 2.23: Als er aber am Passahfest in Jerusalem war, glaubten viele an seinen Namen, weil sie seine Zeichen sahen, die er tat.
Der königliche Beamte wird die Wunder, die der Herr während seines ersten Aufenthalts (2.12) in Kapernaum getan hatte, gesehen haben. Wie aus den folgenden zwei Versen hervorgeht, wird der Glaube dieses Beamten, ebenso oberflächlich gewesen sein, wie der Glaube der anderen Menschen, die nur wegen der Zeichen des Herrn an ihn glaubten.
Kapernaum „Dorf des Trösters“ war die Wahlheimat des Herrn Jesus vor Beginn des öffentlichen Dienstes (Mt. 9.1: „Seine Stadt“).
Der königliche Beamte war ein hoher Politiker im Dienst von Herodes Antipas (einer der Söhne von Herodes dem Großen). In Judäa gab es seit 6 n.Chr. keinen König mehr, sondern einen römischen Landpfleger (Pilatus). Auch wenn Herodes kein Jude, sondern Edomiter war, gab es in Galiläa immerhin noch einen schwachen königlichen Glanz. Das Land Israel lag so wie der Sohn des königlichen Beamten im Sterben, und erst der Herr Jesus wird dieses Königtum bei seiner Wiederkunft wiederbeleben.
Das erste Wunder (Wasser zu Wein = Leben/Lebensfreude) war ein Gegensatz zum dem Wunder des Mose (Wasser zu Blut = Tod).
Das zweite Wunder ist hiermit eng verzahnt, denn erstens demonstriert Jesus hiermit seine Macht über den Tod, und zweitens erwähnt V. 46 ausdrücklich das erste Wunder „Wasser zu Wein“ und bestätigt damit auch diesen Zusammenhang.
Die Galiläer nahmen Jesus auf, weil sie seine Taten (Zeichen) gesehen haben und nicht, weil sie eine neue Geburt erlebt haben und wirklich glaubten.
Der Beamte gibt nicht auf und bittet den Herrn erneut mit ihm zu gehen und seinen Sohn zu heilen. Mit der Rüge des Herrn konnte der Beamte offensichtlich nichts anfangen. Er hat nur seinen sterbenden Sohn im Kopf und die Hoffnung, dass der Herr diesen, aufgrund der erneuten Bitte, doch noch vor dem drohenden Tod bewahren würde.
Hätte der Herr dem Beamten seine Bitte erfüllt indem der Herr den Mann zu dem Kind begleitet hätte, wäre der Sohn zwar gesund geworden, doch hätte dies weder an dem geistlichen Zustand des Beamten, noch an dem geistlichen Zustand seiner Familie etwas geändert und so schickt der Herr den Beamten wieder alleine nach Hause mit der Zusage, dass sein Sohn leben würde.
Der Beamte ist nun regelrecht genötigt dem Herrn zu glauben.
Hätte der Beamte erneut darauf bestanden, dass der Herr ihn nach Hause begleiten möge, wäre dies ein Zeichen des Unglaubens gegenüber des Wortes des Herrn gewesen. Der Beamte Jedoch ging, wie der Herr ihm gebot und demonstrierte so seinen Glauben in die Worte des Herrn.
Einmal mehr geht auch diesem Wunder der Glaube und der Gehorsam den Worten des Herrn Gegenüber vorraus. Als Folge erhält der Mann, wie schon die Frau zuvor am Brunnen, mehr als er erbeten hat: Das Ewige Leben.
Wahrer Glaube äußert sich durch Gehorsam, denn „er ging hin“,
Joh. 3.36: „Wer an den Sohn glaubt, der hat ewiges Leben; wer aber dem Sohn nicht gehorcht, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm.“
Auf der Hochzeit in Kana verhielt es sich ähnlich. Auch das Wunder der Verwandlung des Wassers in Wein war mit der Bedingung verknüpft, dem Herrn zu glauben und in Gehorsam das Wasser in die Krüge zu füllen.
Hätte der Beamte dem Herrn nicht geglaubt, wäre die einzige Begründung die für die Genesung in Frage käme, der reine Zufall gewesen. Die Frage des Beamten nach der Uhrzeit jedoch zeigt, dass er den Herrn im Glauben an seine Worte verließ. Durch die Antwort der Knechte auf seine Frage nach der Uhrzeit wurde der Glaube des Mannes bestätigt.
Auch Wiedergeborene sollen über ihren Glauben nachdenken und begründen können, auf welcher Grundlage sie Glauben. Wo sind die Argumente dafür, dass wir der Bibel glauben und nicht etwa dem Koran (z.B. durch erfüllte Prophetie)? Nur so können wir Ungläubigen unseren Glauben erst richtig begründen und erklären.
Dieses Wunder der Heilung war nicht die Ursache für den Glauben des Beamten. Vielmehr wurde der Glaube des Beamten, wie schon zuvor der Glaube der Jünger durch das Wunder auf der Hochzeit zu Kana bestätigt und gestärkt.
Natürlich wird der Beamte zuhause auch von seiner Begegnung mit dem Herrn erzählt haben. Wie zuvor schon Andreas bei Petrus, Philippus bei Nathanael und die samaritische Frau bei ihren Nachbarn, wird der Beamte zuhause Zeugnis abgelegt haben, mit dem Ergebnis, dass sein ganzes Haus zum Glauben gefunden hat.
Das erste Wunder (Wasser zu Wein = Leben/Lebensfreude) war ein Gegensatz zu dem Wunder des Mose (Wasser zu Blut = Tod).
Das zweite Wunder ist mit dem ersten Wunder eng verbunden. Deshalb erwähnt V. 46 auch ausdrücklich das erste Wunder „Wasser zu Wein“ und bestätigt damit diesen Zusammenhang
Mit dem ersten Wunder demonstrierte der Herr seine Schöpfermacht und lehrte zugleich, dass Gehorsam zur Freude führt. Mit dem zweiten Zeichen demonstriert der Herr Jesus seine Macht über den Tod. Diese Demonstration war mit der Lehre verknüpft, dass Glauben zum Leben führt.