Gottessöhne und Menschentöchter

1 Und es geschah, als die Menschen begannen sich zu mehren auf der Fläche des Erdbodens, und ihnen Töchter geboren wurden,
Dieser Vers fast die Folge des 3. und 5. Kapitels zusammen. Durch die Söhne und Töchter, die seit Adam bis zur Flut gezeugt wurden, begann die Menschheit an sich zu vermehren und auf der Erde auszubreiten.
 
und ihnen Töchter geboren wurden,
Während das 3. und 5. Kapitel sich auf die Söhne konzentrierte, lenkt der 1. Vers des 6. Kapitels die Aufmerksamkeit des Lesers auf die Töchter. Die Töchter der Menschen umfassen sowohl die Nachfahren Kains als auch Seth‘s sowie allen anderen Linien, die durch die weiteren Söhne Adams entstanden sind.
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2 da sahen die Söhne Gottes, daß die Töchter der Menschen schön waren, und sie nahmen sich zu Weibern, welche sie irgend erwählten.
Neben den Töchtern der Menschen werden nun auch Söhne Gottes erwähnt. Eine Bezeichnung bei der es sich an der Stelle nur um die gefallenen Engel handeln kann.
 
Dass die Söhne Gottes sahen, dass die Frauen schön waren, weist auf eine sexuelle Anziehung hin. Das Ergebnis dieser Vereinigung sind die in Vers 4 erwähnten Riesen (nĕphiyl). Während also im vorherigen Kapitel das Ergebnis der natürlichen und gottgewollten Vereingung zwischen Mann und Frau behandelt wurde, folgt nun in diesem Kapitel die Beschreibung einer unnatürlichen sexuellen Vereinigung der Engel mit den Frauen und deren Folgen.
Jud. 6-7: und Engel, die ihren ersten Zustand nicht bewahrt, sondern ihre eigene Behausung verlassen haben, hat er zum Gericht des großen Tages mit ewigen Ketten unter der Finsternis verwahrt. Wie Sodom und Gomorra und die umliegenden Städte, die sich, gleicherweise wie jene, der Hurerei ergaben und anderem Fleische nachgingen, als ein Beispiel vorliegen, indem sie des ewigen Feuers Strafe leiden.
Mit "gleicherweise wie jene" bezieht sich Judas auf die zuvor erwähnten Engel, die ihren ersten Zustand nicht bewahrten. Das Griechische kennt zwei Wörter für "anderes". "Allos" bezeichnet anderes von gleicher Art. "Heteros" bezeichnet anderes von anderer Art. Judas verwendet in Vers 6 das Wort "hetero". In Sodom gingen die Menschen, einer anderen "hetero" Art Fleisch nach, indem sie Unzucht mit Tieren trieben. Ebenso die gefallenen Engel, indem sie dem Menschen nachgingen.
 
und sie nahmen sich zu Weibern, welche sie irgend erwählten.
Zunächst waren wohl nur die Söhne Gottes die aktiv handelnten. Die weltweiten Folgen, wie sie in den folgenden Versen beschrieben werden,  deutet allerdings u.a. auch an, dass es sich bei diesen Vereinigungen nicht um Einzellfälle gehandelt haben wird. Es werden eine Menge Frauen, die Frauen der Söhne Gottes geworden sein.
 
Doch hatten die Frauen keine Wahl oder sind sie nur zu gerne diese Verbindung eingegangen? Von den Menschensöhnen wird auch nicht berichtet, dass diese dagegen protestiert hätten. Regte sich gar kein oder nur ein geringer nicht erwähnenswerter Wiederstand? Stattdesen lesen wir, dass sie sich scheinbar ohne Wiederstand nehmen konnten, "welche sie irgend erwählten". Diese Begebenheit, einschließlich der im folgenden geschilderten Folgen mahnt auch und vor allem heute davor, sich satanischen Einflüssen in der Gesellschaft gegenüber nicht passiv zu verhalten, sondern sich ihnen mahnend und warnend entgegen zu stellen.
 
Hat die Sünde ersteinmal auch nur einen Fuß in der Tür, ist sie all zu schnell auch bald eingetreten und hat sich breit gemacht. Dann hat man schnell die Kontrolle verloren, wie die folgendes Verse es auf erschreckende Weise deutlich machen.
Söhne Gottes
Hi. 1.6: „Und es geschah eines Tages, da kamen die Söhne Gottes, um sich vor den HERRN zu stellen; und auch der Satan kam in ihrer Mitte."
Hi. 2.1: "Und es geschah eines Tages, da kamen die Söhne Gottes, um sich vor den HERRN zu stellen; und auch der Satan kam in ihrer Mitte, um sich vor den HERRN zu stellen."
Hi. 28.7: "Oder wer hat ihren Eckstein gelegt, als die Morgensterne miteinander jubelten und alle Söhne Gottes jauchzten?"
Ps. 29.1: "Ein Psalm Davids. Gebt dem HERRN, ihr Gottessöhne, gebt dem HERRN Ehre und Macht!" (Schl.)
Die Vereinigung der gefallenen Engel mit den Töchtern der Menschen war nach dem Mord Abel's ein weiterer Versuch Satans, die an Eva prophetisch angekündigte Geburt des Messias zu verhindern, indem er den Samen der Frau zu verderben versuchte. 
1. Mo. 3.15:
Sollten die beteiligten gefallenen Engel nicht selbst auf die Idee gekommen sein, sich mit den Frauen zu vereinigen, wird Satan sie dazu verführt haben. Jedenfalls sind diese Engel der gleichen Lust verfallen, wie zuvor schon Eva im Garten Eden. 
1. Mo. 6.2: „da sahen die Söhne Gottes, daß die Töchter der Menschen schön waren, und sie nahmen sich zu Weibern, welche sie irgend erwählten.“
1. Mo. 3.6: „Und das Weib sah, daß der Baum gut zur Speise und daß er eine Lust für die Augen und daß der Baum begehrenswert wäre, um Einsicht zu geben; und sie nahm von seiner Frucht und aß“
Joh. 8.44a: "Ihr seid aus dem Vater, dem Teufel, und die Begierden eures Vaters wollt ihr tun."
3 Und der HERR sprach: Mein Geist soll nicht ewiglich mit dem Menschen rechten, da er ja Fleisch ist; und seine Tage seien 120 Jahre.
2. Kor. 6.2: (denn er spricht: "Zur angenehmen Zeit habe ich dich erhört, und am Tage des Heils habe ich dir geholfen". Siehe, jetzt ist die wohlangenehme Zeit, siehe, jetzt ist der Tag des Heils);
In 2. Kor. 6 zitiert Paulus Jes. 49.8. In diesem Vers versichert Gott dem Herrn Jesus prophetisch, dass Gott die Gebete des Herrn erhört und ihn bewahren werde. Diese Hilfe bezieht sich auf die Auferstehung des Herrn. Die "angenehme Zeit" und "der Tag des Heils" bezieht sich also auf die Zeit, die mit der Auferstehung des Herrn begann und bis zum heutigen Tag andauert. Doch wie die Zeit, in der Noah die Arche baute, den Menschen als Gmadenzeit diente, in der sie hätten umkehren können, so ist auch die heutige "angenehme Zeit", "der Tag des Heils" befristet. Mit der Entrückung der Gemeinde kommt das Ende dieser Zeit, auf die das Gericht Gottes über die Welt folgt, wie es in der Offenbarung ab Kapitel 6 geschildert wird. 
 
Mein Geist soll nicht ewiglich mit dem Menschen rechten
1. Petr. 3.18-21: Denn es hat ja Christus einmal für Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, auf daß er uns zu Gott führe, getötet nach dem Fleische, aber lebendig gemacht nach dem Geiste, in welchem er auch hinging und predigte den Geistern, die im Gefängnis sind, welche einst ungehorsam waren, als die Langmut Gottes harrte in den Tagen Noahs, während die Arche zugerichtet wurde, in welche wenige, daß ist acht Seelen, durch Wasser gerettet wurden,welches Gegenbild auch euch jetzt errettet, das ist die Taufe (nicht ein Ablegen der Unreinigkeit des Fleisches, sondern das Begehren eines guten Gewissens vor Gott), durch die Auferstehung Jesu Christi,
2. Petr. 2.5: und die alte Welt nicht verschonte, sondern nur Noah, den Prediger der Gerechtigkeit, selbacht erhielt, als er die Flut über die Welt der Gottlosen brachte;
und seine Tage seien 120 Jahre
 
Das Geschlechterbuch Adams endet in 1. Mo. 5.32 mit "Und Noah war 500 Jahre alt; und Noah zeugte Sem, Ham und Japhet". Die Flut kam genau 100 Jahre später im 600. Lebensjahr Noah's:
1. Mo. 7.6: Und Noah war 600 Jahre alt, als die Flut kam, Wasser über die Erde.
Sollte Noah, wie oft behauptet, 120 Jahre an der Arche gebaut haben, muss Noah der Befehl zum Bau der Arche in seinem 480. Lebensjahr und damit mehrere Jahrzehnte vor der Geburt seiner Söhne erhalten haben. Wann er den Auftrag erhalten hat, wird auch gar nicht erwähnt. Im weiteren Verlauf des 6. Kapitels heißt es jedoch:
1. Mo. 6. 10-14a, 17-18: "Und Noah zeugte drei Söhne: Sem, Ham und Japhet. Und die Erde war verderbt vor Gott, und die Erde war voll Gewalttat. Und Gott sah die Erde, und siehe, sie war verderbt; denn alles Fleisch hatte seinen Weg verderbt auf Erden. Und Gott sprach zu Noah: Das Ende alles Fleisches ist vor mich gekommen; denn die Erde ist voll Gewalttat durch sie; und siehe, ich will sie verderben mit der Erde. Mache dir eine Arche ... Denn ich, siehe, ich bringe die Wasserflut über die Erde, um alles Fleisch unter dem Himmel zu verderben, in welchem ein Hauch des Lebens ist; alles, was auf der Erde ist, soll verscheiden. Aber mit dir will ich meinen Bund errichten, und du sollst in die Arche gehen, du und deine Söhne und dein Weib und die Weiber deiner Söhne mit dir.
Zwischen der Ankündigung der Sintflut und dem Auftrag an Noah scheint also eine gewisse Zeitspanne zu liegen. Sonst hätte der Befehl Gottes im 480. Lebensjahr Noah's lauten müssen: "und du sollst in die Arche gehen, du und deine zukünftigen Söhne und dein Weib und die zukünftigen Weiber deiner zukünftigen Söhne mit dir"
 
Bereits in den Qumranhandschriften wurden die 120 Jahre als die Zeit seit der Ankündigung des Gerichtes bis zur Sintflut ausgelegt. Nach der Sintflut wurden die Menschen noch einige Generationen lang viel älter als 120 Jahre, weshalb sich diese Zeitangabe nicht auf die maximale Lebensdauer des Menschen beziehen kann. 
 
4 In jenen Tagen waren die Riesen auf der Erde, und auch nachher, als die Söhne Gottes zu den Töchtern der Menschen eingingen und diese ihnen gebaren. Das sind die Helden, welche von alters her waren, die Männer von Ruhm gewesen sind
Das sind die Helden, welche von alters her waren, die Männer von Ruhm gewesen sind.
Das hebr. Wort „gibbôwr“, das mit "Helden" übersetzt wurde,  kann auch mit „Gewaltige“ übersetzt werden, wie es Luther übersetzt hat. In 1. Mo. 10 ist es ebenfalls das Wort „gibbôwr“, das für Nimrod verwendet wurde.
1. Mo. 10.8-10: „Und Kusch zeugte Nimrod; der fing an, ein Gewaltiger zu sein auf der Erde. Er war ein gewaltiger Jäger vor dem HERRN; darum sagt man: Wie Nimrod, ein gewaltiger Jäger vor dem HERRN! Und der Anfang seines Reiches war Babel und Erek und Akkad und Kalne im Lande Sinear.“
Die Bezeichnung „Helden“ oder „Gewaltige“ betont in diesem Fall das rebellische Verhalten gegen Gott sowie den daraus resultierenden negativen Einfluss. Wie Nimrod, waren sie stark darin gegen Gott zu rebellieren. 
 
Auch werden sie durch ihr Verhalten viele Menschen verführt und ebenfalls zur Rebellion gegen Gott verleitet haben. Der natürlich fortschreitenden Verderb, der aufgrund der sündigen Natur des Menschen ohnehin stetig fortschreitet, wird unter dem Einfluss dieser „Helden“ oder „Gewaltigen“ nochmals drastisch beschleunigt worden sein
 
Sie werden regelrecht auf der Jagt gewesen sein, darauf bedacht möglichst viele Menschen geistlich zu Fall zu bringen. Dabei hatten sie einen solchen Erfolg, dass sie dadurch zuletzt die gesamte Schöpfung zu Fall brachten.   
die Männer von Ruhm gewesen sind. 
Riesen: Hebr.: nĕphiyl. Die Bezeichnung Riesen ziehlt weniger auf eine übernatürliche Körpergröße, als mehr auf das tyrannische Wesen dieser Männer ab.

Ankündigung der Sintflut. Noahs Erwählung. Bau der Arche

5 Als aber der HERR sah, daß des Menschen Bosheit sehr groß war auf Erden und alles Gebilde der Gedanken seines Herzens nur böse allezeit,
 
Nachdem in den ersten vier Versen dass handeln der gefallenen Engel beschrieben wird, wobei diese auch als die aktiv handelnden beschrieben werden, indem sie sich die Frauen nahmen, wird nun in Vers 5, wie in einem Atemzug, die Auswirkung auf die Menschheit nachgeschoben. Auf diese Weise wird die Verbindung zwischen den ersten vier Versen und dem fünften Vers betont. Der in Vers 5 beschriebene moralische Zustand des Menschen ist also die Folge der in den ersten vier Versen beschriebenen Ereignissen. Die Verse 1-4 schildern demnach wie es zu dem unhaltbaren Zustand in Vers 5 kam. Vers 5 selbst beinhaltet die Anklage. In Vers 6 folgt Gottes Reaktion auf diesen Zustand und in Vers 7 die Urteilsverkündung. 
 
Der erste Teil des fünften Verses betont, dass das Verhalten der Menschen fortdauernd ein Boshaftes war, was sich auf Tatsünden bezieht. Sollten sie mal nicht damit beschäftigt gewesen sein etwas Boshaftes in die Tat umzusetzen, waren sie zumindest bereits dabei, neue Pläne zu schmieden böses zu tun. So bezieht sich der zweite Teil des Verses auf die Gedankensünden
 
Das Urteil über die Menschen macht auch deutlich, dass jeder Mensch für die Konsequenzen seines Verhaltens selbst verantwortlich ist. Denn obwohl der aktive Part zunächst von den Söhnen der Götter ausging, der den Anstoß für die darauf folgenden Krise darstellt, entschuldigt dies in keinster Weise, die Menschen die der daraus resultierenden verstärkten Verführung nicht gewachsen waren und somit dem geistlichen Verfall um so schneller zum Opfer fielen und anschließend aufgrund ihres eigenen verdorbenen Verhaltens unter das Gericht Gottes fielen.
 
Das Ergebnis dieses moralischen Verfalls war sowohl eine von Gewalt und sozialer Kälte geprägte Gesellschaft als auch eine verwüstete Umwelt.
1. Mo. 6.11,12. "Und die Erde war verderbt vor Gott, und die Erde war voll Gewalttat. Und Gott sah die Erde, und siehe, sie war verderbt; denn alles Fleisch hatte seinen Weg verderbt auf Erden."
Der moralische Verfall und die rasch um sich greifende Bosheit, als eine Folge der verbotenen Verbindung der Menschen mit den gefallenen Mächten dieser Welt, ist eine Warnung auch und vor allem für die heutige Zeit. Heute ist es ähnlich wie zu damaliger Zeit. Jedoch sind diesmal nicht die Engel die aktiven, die aktiv den Kontakt mit den Menschen aufnehmen, sondern, wie beispielsweise in der Esoterik üblich, die Menschen mit den Engeln.
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6 Und es reute den HERRN, daß er den Menschen gemacht hatte auf der Erde, und es schmerzte ihn in sein Herz hinein.
Und es reute den HERRN,
Das hebr. Wort, dass in diesem Vers mit „reute“ übersetzt wurde lautet „Nāham“ und bedeutet in der Verbform Niphal „Mitleid zu empfinden“, welches auch ein, der Situation entsprechend verändertes handeln oder einstellen auf die Situation zur Folge hat.
Jer. 26.3,19: „Vielleicht werden sie hören und ein jeder von seinem bösen Wege umkehren: So werde ich mich des Übels gereuen lassen, welches ich ihnen zu tun gedenke wegen der Bosheit ihrer Handlungen." 
„Haben denn Hiskia, der König von Juda, und ganz Juda ihn getötet? Hat er nicht den HERRN gefürchtet und den HERRN angefleht, so daß der HERR sich des Übels gereuen ließ, welches er über sie geredet hatte? Und wir wollen eine so große Übeltat wider unsere Seelen begehen!"
Jon. 4.2: „Und er betete zum HERRN und sprach: Ach, HERR! war das nicht mein Wort, als ich noch in meinem Lande war? Darum kam ich zuvor, indem ich nach Tarsis entfloh; denn ich wußte, daß du ein gnädiger und barmherziger Gott bist, langsam zum Zorn und groß an Güte, und der sich des Übels gereuen läßt."
Gottes Reue ist also nicht, wie beim Menschen, als Unentschlossenheit zu verstehen.  
1.Sam. 15.29: „Und auch lügt nicht das Vertrauen Israels, und er bereut nicht; denn nicht ein Mensch ist er, um zu bereuen.“
Vielmehr war es die notwendige Reaktion Gottes auf die extremen Misststände. Als Folge des weit fortgeschrittenen Abfalls, der Rebellion und den daraus resultierenden Folgen sowohl für die Gesellschaft als auch die Umwelt, wird das Leben bereits so unerträglich geworden sein, dass die Voraussetzung für ein erträgliches Leben nur noch mit einer völligen Säuberung und einem Neuanfang wiederhergestellt werden konnten.
 
Dieses Gericht war demnach also, wie auch schon die Ankündigung an Adam, dass er eines Tages sterben würde, nicht eine bloße Strafe, sondern zugleich auch ein Akt der Gnade. Denn hätte Gott die damalige Welt in diesem Zustand belassen, wäre den folgenden Generationen damit kein Gefallen getan worden.
 
Da Gottes Reue also nicht, wie beim Menschen, als Unentschlossenheit zu verstehen ist, bedeutet dies, dass Gott sich nicht zunächst entschloss das Leben völlig auszulöschen um sich anschließend doch noch umzuentscheiden Noah und seine Familie zu retten. Vielmehr war von Gott von vornherein bestimmt gewesen, dass es nach der, durch die Sünde notwendig gewordene Reinigung einen Neuanfang geben wird.
 
Des Weiteren waren die Menschen damals durch die Predigten Noahs, während der 120 Jahre andauernden Zeit des Langmutes Gottes, gewarnt und jeder damals lebende Mensch hatte die Möglichkeit an diesem Neuanfang teilzuhaben. Jedoch nahm diese Einladung aufgrund offensichtlich mangelnden Glaubens niemand an. 
 
und es schmerzte ihn in sein Herz hinein.
Die Sünde schmerzt Gott weil sie im völligen Widerspruch zu Gottes heiligen Wesen steht. Aufgrund dessen kann Gott auch keinerlei Sünde dulden. Solange die Sünde ungerichtet in der Welt ist, liegt ein Ungleichgewicht zwischen Gottes Heiligkeit und der Schöpfung vor. Der einzige mögliche Weg, um diese Spannung aufzulösen, ist die Sünde zu richten. 
 
Des Weiteren bringt Sünde ausschließlich Leid und Elend. Einem liebenden und wohlwollendend Gott, wie er sich bereits in den ersten drei Kapiteln der Bibel offenbart, kann ein solches Leid in seiner Schöpfung nur schmerzen verursachen. So bedeutet schon das hebr. Wort, „Nāham“ dass in diesem Vers mit „reute“  übersetzt wurde in der Verbform Niphal wörtlich "mitleid empfinden"
 
Möchte man das wirkliche Ausmaß des Schmerzes Gottes betrachten, muss man auf den Herrn Jesus schauen. Vom Herrn Jesus wird in der Bibel zweimal berichtet, dass der Herr wegen des Elends des Menschen, das durch die Sünde auf sie gekommen ist, weinte. Das erste Mal war es bei dem Tod des Lazarus. Das zweite Mal beim Einzug in Jerusalem. 
Joh. 11.33-35,38: Als nun Jesus sie weinen sah, und die Juden weinen, die mit ihr gekommen waren, seufzte er tief im Geist und erschütterte sich und sprach: Wo habt ihr ihn hingelegt? Sie sagen zu ihm: Herr, komm und sieh! Jesus vergoß Tränen. ... Jesus nun, wiederum tief in sich selbst seufzend, kommt zur Gruft. Es war aber eine Höhle, und ein Stein lag darauf.
Lk. 19.41: Und als er sich näherte und die Stadt sah, weinte er über sie
In Joh. 11.35: weint der Herr nicht, wie die Anwesenden meinten, aus Liebe zu seinem Freund Lazarus, sondern auf Grund des Mitgefühls über die gefallene Schöpfung. Das griech. Wort "dakrýō" für weinen kommt nur an dieser Stelle vor. Ansonsten wird das Wort "klaiō" , ein sehr allgemeines Wort verwendet, dass für viele Situationen in der Bibel, jedoch am häufigsten für das beweinen von Toten verwendet wird. Genau dieses Wort kommt hier nicht vor.
 
Der Herr steht vor einem Grab, die weltliche Endstation eines jeden Menschen. Der Herr ließ sich bewusst zwei Tage Zeit, weil es ihm daran lag, dass Lazarus bei seiner Ankunft bereits verstorben ist. Zudem wusste der Herr bereits von vornherein, dass er Lazarus wieder buchstäblich ins Leben zurückrufen wird. Vielmehr leidet der Herr unsägliche schmerzen aus vollkommenen Mitgefühl mit einer gefallenen, dem Tode unterworfenen Menschheit, die täglich unter den schrecklichen Folgen der Sünde leidet und die der Herr erlösen möchte.
 
In Lk. 19.41 steht für "weinen" "klaiō". Die Tränen die der Herr hier vergießt sind die Art Tränen, die auch schon Elisa und Jeremia vergossen. Tränen die zur Ursache  das Wissen über die schwere der Sündenlast und dem bevorstehenden Unheil als deren Konsequenz haben.
 
Gegenüberstellung: 5.29 & 6.6
 
5.29  Dieser wird uns trösten über unsere Arbeit und über die Mühe unserer Hände wegen des Erdbodens, den der HERR verflucht hat. 
 
Noah sollte über den Fluch der durch Adam über die Schöpfung gekommen ist hinwegtrösten.
 
Betrachtet man Noah als Typus für den Herrn Jesus, so brachte der Herr Jesus den Menschen Trost indem er die Schuld der Welt auf sich nahm und am Kreuz das Gericht Gottes, über die Sünden Welt erlitt.
  
6.6 Und es reute den HERRN, daß er den Menschen gemacht hatte auf der Erde, und es schmerzte ihn in sein Herz hinein.
 
Das hebr. Wort "Nāham", dass in Vers 6 mit "reute" übersetzt wurde, als es Gott „reute dem Menschen gemacht zu haben.“ bedeutet eigentlich "trösten". So wurde es auch in 5.29 in Bezug auf Noah übersetzt. 
 
Man könnte den ersten Versteil „Und es reute den Herrn“ also auch wörtl mit „es tröstete den Herrn.“ übersetzen. 
 
Wie aus dem zweiten Teil des Verses 6 hervorgeht, bereiten die Sünden des Menschen Gott schmerzen. Das Wort, das in 6.6 mit "schmerzte" übersetzt wurde, lautet „Atsab“. „Atsab“ ist die Wurzel des Wortes "itstsabown", welches "Mühsal", "Mühe", "Kummer", "Schmerz" bedeutet und in 5.29 mit "Mühe" übersetzt wurde.
 
Neben "Naham", findet sich hier mit "Atsab" also eine zweite Verbindung zwischen 5.29 und 6.6.
 
In Jesaja kann man lesen, dass die Menschen Gott mit ihren Sünden Mühe und Arbeit machen. 
Jes. 43.24,25: "Mir hast du Arbeit gemacht mit deinen Sünden und hast mir Mühe gemacht mit deinen Missetaten. Ich, ich tilge deine Übertretungen um meinetwillen und gedenke deiner Sünden nicht."
1. Betrachtet man Noah in 5.29 unter diesem Gesichtspunkt nochmals als Typus für den Herrn, so kann man den Versteil „Dieser wird uns trösten über unsere Arbeit und über die Mühe unserer Hände wegen des Erdbodens“ auch dahingehend verstehen, dass der Herr Jesus, Gott tröstete und Gottes Schmerz, den die Sünde verursachte, weil sie im völligen Widerspruch zu Gottes Heiligkeit steht und daher von Gott nicht im geringsten geduldet werden kann, gestillt hatte, indem er das Gericht, welches eigentlich der Sünder verdient hätte, am Kreuz auf sich nahm.
 
2. Durch die, in 1. Mo. 3, dem Menschen auferlegte Mühsal fiel das Leid, das der Mensch durch die Sünde in die Welt brachte auf den Menschen zurück. Aber nicht nur das. Der Mensch hat auch Gott Arbeit durch die Sünde gemacht, womit die Ruhe Gottes vom 7. Tag unterbrochen wurde. Somit ist auch die Mühsal die der Mensch Gott machte auf den Menschen zurückgefallen.
 
Eine dritte Verbindung zwischen den Versen 6.6 und 5.29 ist das hebr. Wort „asah“ für gemacht" in V6. Dieses ist wiederum die Wurzel des Wortes ma‘aseh", welches ebenfalls in 5.29 vorkommt und mit Arbeit" übersetzt wurde.
7 Und der HERR sprach: Ich will den Menschen, den ich geschaffen habe, von der Fläche des Erdbodens vertilgen, vom Menschen bis zum Vieh, bis zum Gewürm und bis zum Gevögel des Himmels; denn es reut mich, daß ich sie gemacht habe.
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8 Noah aber fand Gnade in den Augen des HERRN.
Während Vers 7 von der Vernichtung allen Lebens durch das Gericht Gottes spricht, folgt in Vers 8 von der Möglichkeit vor dem Gericht durch die Gnade Gottes verschont zu bleiben. Der Vers zeigt auch deutlich, dass Gnade nicht erarbeitet und sich verdient werden kann. Sie kann nur gefunden werden. 
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Ankündigung der Sintflut - Bau der Arche
9 Dies ist die Geschichte Noahs: Noah war ein gerechter, vollkommener Mann unter seinen Zeitgenossen; Noah wandelte mit Gott.
Noah war ein gerechter, vollkommener Mann
Was Noah in Gottes Augen gerecht und vollkommen machte wird im letzten Teil dieses Verses zusammengefasst:
 
Noah wandelte mit Gott
Noah wandelte mit Gott indem Noah Gott glaubte, der Glaube Noah's wiederum kam durch sein Gehorsam als Folge seines Glaubens zum Ausdruck.
Hebr. 11.7: Durch Glauben bereitete Noah, als er einen göttlichen Ausspruch über das, was noch nicht zu sehen war, empfangen hatte, von Furcht bewegt, eine Arche zur Rettung seines Hauses, durch welche er die Welt verurteilte und Erbe der Gerechtigkeit wurde, die nach dem Glauben ist.
1. Mo. 6.22: Und Noah tat es; nach allem, was Gott ihm geboten hatte, also tat er.
Der Gehorsam als Folge des Glaubens kommt auch in den Evangelien an zahlreichen Stellen zum Ausdruck
Die Predigt Noah's von der Gerechtigkeit
2 Petr. 2.5: ..., sondern Noah, den Prediger der Gerechtigkeit, als achten beschützte, als er die Sündflut über die Welt der Gottlosen brachte,
Während Petrus Noah als Prediger der Gerechtigkeit bezeichnet, wird im 1. Mose nichts von einer Predigt erwähnt. Es wird, bei all den Malen als Gott zu Noah sprach, nicht ein einziges Mal eine Antwort Noah's zitiert. Es wird schlicht, bis zum Ende der Sintflut kein einziges Wort Noah's überliefert. Dennoch Predigte Noah allein schon durch sein gehorsames Handeln. Indem Noah ein Schiff baute, dessen Größe zwei Drittel der Titanic betrug und erst zum Ende des 19. Jahrhunderts als das größte jemals gebaute Schiff abgelöst wurde, setzte Noah bereits ein Zeichen. Denn das Schiff selbst wies zum einen auf das nahende Gericht Gottes hin, zugleich aber war es auch die Einzige Rettung vor dem Gericht.
 
Noah baute die Arche zudem im Landesinneren, zu einer Zeit in dem noch nie Regen vom Himmel viel. Menschlich beurteilt, handelte es sich bei dem Bau der Arche als Rettung vor dem Gericht Gottes um die gleiche Torheit, wie bei der Botschaft des Opfertodes und der Auferstehung des Herrn Jesus. 
1. Kor. 1.18: Denn das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren gehen; uns aber, die wir gerettet werden, ist es eine Gotteskraft.
1 Kor. 2.9,14-16: sondern wie geschrieben steht: "Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott bereitet hat denen, die ihn lieben"; ... Der natürliche Mensch aber nimmt nicht an, was des Geistes Gottes ist, denn es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt wird; der geistliche aber beurteilt alles, er selbst aber wird von niemand beurteilt; denn "wer hat den Sinn des Herrn erkannt, der ihn unterweise?" Wir aber haben Christi Sinn.
Die Arche auf dem Trockenen und im inneren des Landes wird die Menschen sicher dazu bewegt haben, Noah nach seinen Beweggründen zu befragen und so wird Noah sicherlich auch zahlreich Gelegenheiten gehabt haben, auch mündlich Zeugnis abzulegen. So war Noah's ganzes Leben in Wort und Tat eine enzige Predigt. Wobei die Gerechtigkeit, von der Noah Predigte, das gerechte Gericht Gottes über die verdorbene Welt war.
10 Und Noah zeugte drei Söhne: Sem, Ham und Japhet.
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11 Und die Erde war verderbt vor Gott, und die Erde war voll Gewalttat. 12 Und Gott sah die Erde, und siehe, sie war verderbt; denn alles Fleisch hatte seinen Weg verderbt auf Erden.
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13 Und Gott sprach zu Noah: Das Ende alles Fleisches ist vor mich gekommen; denn die Erde ist voll Gewalttat durch sie; und siehe, ich will sie verderben mit der Erde.
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14 Mache dir eine Arche von Gopherholz; mit Kammern sollst du die Arche machen und sie von innen und von außen mit Harz verpichen.
"Gopher" ist eine heute nicht mehr bekannte Baumart. Gopher kommt von der Wortwurzel "gaphar". Das Wort, welches hier mit "verpichen" übersetzt wurde lautet "kaphar" und kann auch "zudecken" oder "verdecken" bedeuten. "kaphar" entstammt der Wortwurzel "gaphar" ebenso wie "kopher", welches in diesem Vers mit "Harz" übersetzt wurde, in der Bibel aber auch "Sühnung" bedeuten kann, wie es auch in Hi. 33 der Fall ist.
Hi. 33.24: so wird er sich seiner erbarmen und sprechen: Erlöse ihn, daß er nicht in die Grube hinabfahre; ich habe eine Sühnung gefunden.
So kann man also auch verstehen, dass die Arche mit Sühnung überzogen wurde. Sühnung im biblischen Sinn bedeutet, dass jemand Unschuldiges für den Schuldigen eintritt und seine Strafe für sich nimmt.
1. Joh. 2.2: Und er ist die Sühnung für unsere Sünden, nicht allein aber für die unseren, sondern auch für die ganze Welt.
Ebenso wie das Evangelium lehrt, dass es, in dem Herrn Jesus, nur einen Weg gibt, dem kommenden Gericht Gottes zu entgehen, so war auch die Arche damals der einzige Weg, auf dem die Menschen der Strafe Gottes entgehen konnten. Auch gab es in der Arche nur eine Tür, durch die man die Arche betreten und sich vor dem Gericht in Sicherheit bringen konnte. In Johannes 10 spricht der Herr Jesus:
Joh. 10.9: Ich bin die Tür; wenn jemand durch mich eingeht, so wird er errettet werden und wird ein- und ausgehen und Weide finden.
Arche hebr. "teivah" kommt in der Bibel nur noch ein Mal vor; für den Korb in dem Mose als Säugling auf dem Nil ausgesetzt wurde.
15 Und du sollst sie also machen: Dreihundert Ellen lang, fünfzig Ellen breit, dreißig Ellen hoch.
Sollte es sich um die Königselle gehandelt haben, betrug eine Elle 52,5 cm. Bei der kleinen Elle betrug eine Elle 45 cm. Die Arche hatte in dem Fall der Königselle eine Größe von 157,5m x 26,25m x 15,75m. Im Falle der kleinen Elle hatte sie eine Größe von 135m x 22,5m x 13,5m. Damit betrug das Verhältniss der Länge zur Breite 1:6 und damit das Idealmaß ist um die bestmöglichste Stabilität auf dem Wasser zu gewährleisten. Mit diesen Maßen wurde die Arche erst am Ende des 19. Jahrhunderts als das größte bisher gebaute Schiff abgelöst. In ihr konnten ca. 130000 Tiere in der Größe eines Schafes Platz finden.
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16 Ein Fenster sollst du der Arche machen; bis zu einer Elle unterhalb des Daches darf es reichen; aber die Tür der Arche sollst du an ihre Seite setzen. Du sollst ihr ein unterstes, mittleres und oberstes Stockwerk machen.
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17 Denn siehe, ich will eine Wasserflut über die Erde bringen, um alles Fleisch, das lebendigen Odem in sich hat, unter dem ganzen Himmel zu vertilgen; alles, was auf Erden ist, soll untergehen.
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18 Aber mit dir will ich meinen Bund aufrichten, und du sollst in die Arche gehen, du und deine Söhne und dein Weib und deiner Söhne Weiber mit dir.
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19 Und von allem, was da lebt, von allem Fleisch, sollst du je zwei in die Arche führen, daß sie mit dir am Leben bleiben, und zwar sollen es ein Männchen und ein Weibchen sein;
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