Das Johannesevangelium 1
Das Wort wurde Fleisch
1 Im Anfang war das Wort,
Das Johannesevangelium beginnt wie der Schöpfungsbericht mit „Im Anfang“. Hierdurch stellt Johannes „das Wort“, als von Ewigkeit her, existierend vor. Da das Wort bereits im Anfang war, hatte es keinen Anfang. Als ewiges Wort hat es also auch keinen Urheber, sondern ist selbst der Urheber von allem was geschaffen worden ist. Das Wort ist also Gott:
Joh. 1.1b,3: „und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Alles ist durch dasselbe entstanden; und ohne dasselbe ist auch nicht eines entstanden, was entstanden ist.“
nbsp;Dieses Wort wurde Fleisch
Joh. 1.14: „Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns; und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“
Der Herr Jesus wird das Wort genannt, weil er alles durch das gesprochene Wort ins Dasein gerufen hat. Der Name Gottes ist JHWH (HWH = sein; JHWH = der Seiende, der Unwandelbare).
2. Mo. 20.7: „Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht mißbrauchen (zu Nichtigem aussprechen)! Denn der Herr (JHWH) wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen mißbraucht.“
Um seinen Namen nicht zu missbrauchen, haben die Juden in vorchristlicher Zeit angefangen, den Namen JHWH durch das hebräische „Adonai“ zu ersetzen (Luther benutzt HERR für JHWH). Wenn das NT das AT zitiert (z.B. Mt 3, 3, wo Jes 40 zitiert wird), wird das griechische „Kyrios“ verwandt. In der Synagoge wird anstelle von JHWH Adonai ausgesprochen. In Mt wird lediglich vom „Reich der Himmel“ gesprochen, um JHWH nicht auszusprechen. Die anderen Evangelien sprechen vom „Reich Gottes.“
Weitere Umschreibungen waren „Macht“ (Mt 26, 64) oder „Majestät“ (Hebr 1, 3). Alle Umschreibungen meinen aber denselben. In den „Targumim“ (Hebr = Übersetzungen, und zwar von Hebräisch in Aramäisch) hat man „JHWH“ mit dem griechischen „Memra Adonai“ übersetzt („das Wort des Herrn“). Somit wird „Im Anfang war Memra“ zu „Im Anfang war JHWH“, d.h. Jesus ist JHWH (damit sind die Zeugen Jehovas widerlegt, weil sie sagen Jesus sei nicht Jahwe). Auch weil Gott nicht im Verborgenen bleiben will, sondern weil er sich den Menschen offenbaren will, nennt sich Gott „das Wort“.
Gott ist Mensch (V. 14: „Fleisch“) geworden, um uns zu zeigen, wer Gott ist (V. 18: „der eingeborene Sohn, der im Schoß des Vaters ist, der hat Aufschluß [über ihn] gegeben“). Die Offenbarung Gottes geht über den Sohn. Der Anfang ist die Schöpfung (1 Mo 1,1). In den folgenden ersten 12 Versen schlägt Johannes eine Brücke von der ersten Schöpfung, in der alles geworden ist, zur zweiten Schöpfung und stellt klar, dass beide ausschließlich Gottes Werk sind.
Exkurs: Griechische Grammatik
Im altgriechischen Verbalsystem hat ein Verb 450 Formen, während man im Hochdeutschen lediglich etwas mehr als 20 Formen hat. Alle Sprachen der Welt verlieren im Laufe der Zeit mehr und mehr Verbformen. Aufgrund der Verbformenvielfalt kann man in der griechischen Sprache Dinge sehr präzise ausdrücken, z.B. ob etwas eine fortdauernde (Durativ) oder punktuelle (Punktual) Handlung ist oder eine geschehende Handlung mit einem Ergebnis (Resultativ).
Bei „Im Anfang war das“ ist „war“ (griech.: „ain“) ein Durativ, was man umschreiben könnte mit „im Anfang war dauernd da.“ Alle Dinge kamen „im Anfang“ punktuell in Dasein, während Gott (Logos) bereits fortdauernd da war.
***
In Spr 8,24 spricht die Weisheit Gottes: „Als noch keine Fluten waren, wurde ich geboren.“ Die Sprüche sind ein dichterischer Text, der mit „geboren“ ausdrückt, dass die Weisheit aus Gott hervorgegangen ist, dass sie ihren Ursprung in Gott hat, und nicht das es einen Zustand gab, in dem Gott nicht weise gewesen wäre.
„Das Wort war bei dem Gott“ macht deutlich, dass es zwei Personen sind, die in Beziehung zueinander stehen: (a) Gott und (b) das Wort. „Das Wort war Gott“ sagt zusätzlich aus, dass das Wort (b, s.o.) ebenso Gott ist, wie Gott selbst (a, s.o.), d.h. es sind zwei Personen: Gott ist Gott und das Wort ist Gott – und doch gibt es nur einen Gott.
In der einen Gottheit gibt es also mehr als eine Person. Tertullian formulierte kurz und knapp: „Gott ist eines, aber nicht einer.“ Der Herr Jesus sagt in Joh 10.30: „Ich und der Vater sind eins.“ – nicht einer!
Bei einem Nominalsatz werden zwei Begriffe (Nomen) in Beziehung zueinander gesetzt. Es gibt
(a) den identifizierenden Nominalsatz, z.B. „Gott ist die Liebe“ (dies steht NICHT in der Bibel!); diesen Satz darf man umdrehen zu „die Liebe ist Gott “ (das ist Hinduismus!)
(b) den nichtidentifizierenden Nominalsatz, z.B. „Gott ist Liebe“ oder „Gott ist Geist.“ Nichtidentifizierend bedeutet, dass man den Satz NICHT umdrehen darf, weil vor „Liebe“ bzw. „Geist“ kein Artikel steht. Man darf also nicht sagen „der Geist ist Gott“ oder „die Liebe ist Gott.“ Wenn ein Mann und eine Frau sich lieben, dann ist diese Liebe nicht Gott. „Gott ist Liebe“ bedeutet, dass Gottes Wesen Liebe ist, aber nicht, dass die Liebe schlechthin Gott ist.
Hätte Johannes geschrieben „das Wort war der Gott“, dann wäre Gott eine einzige Person gewesen, nämlich nur das Wort: Das Wort ist Gott und Gott ist das Wort, was der Dreieinheit widersprechen würde. Die Zeugen Jehovas interpretieren den fehlenden bestimmten Artikel vor Gott (letztes Wort in Vers 1) als unbestimmten Artikel (was grundsätzlich zulässig ist): „ … und das Wort war ein Gott.“ Dies würde aber bedeuten, dass Jesus zwar Gott war, aber nicht JHWH – das ist Unsinn, da z.B. 1 Kor 8, 4-6 sagt, dass es nur einen Gott gibt. Diese Interpretation führt zu Widersprüchen und ist daher falsch.
Dieser Vers unterstreicht noch einmal die Beziehung der beiden Personen der Gottheit zueinander.
Alles ist durch das Wort entstanden, d.h. Jesus hat alles ins Dasein gerufen. Die Pläne für die Schöpfung hat der Vater gemacht, aber der Sohn hat die Pläne ausgeführt. Ebenso hat der Vater die Pläne für die Erlösung gemacht, und wiederum hat der Sohn sie ausgeführt.
Exkurs: Was bedeutet „alles“?
„Alles“ oder „alle“ kann mitunter eingeschränkt gemeint sein, z.B. in Röm 3, 23 „alle haben gesündigt“ – das stimmt: Alle bis auf Jesus!
Die Zeugen Jehovas halten Jesus für das erste Geschöpf, das daher nicht von Ewigkeit her besteht und sie argumentieren, dass dieses „alles“ (erstes Wort in V.3) eben alles meint außer Jesus. Jesus habe alles erschaffen – bis auf sich selbst. Der zweite Teil von V.3 klärt dies aber vollständig auf: „Alles“ heißt „alles“ im absoluten Sinn, denn es ist nicht eines ausgeschlossen! Ohne Jesus ist nichts entstanden, was entstanden ist, und daher kann Jesus auch nicht das erste Geschöpf sein, sondern muss seit Ewigkeit bestehen und damit auch JHWH sein!
Die Bibel erscheint an manchen Stellen unnötig kompliziert, aber es ist gut, dass sie alles genau ausdrückt, denn sie lässt daher an den wichtigen Stellen keine Irrlehren zu.
Am ersten Schöpfungstag hat Gott das Licht seines Seins in die Finsternis hineinleuchten lassen. Weil Er der Seiende ist, ist Er die Quelle alles Seins. Das Leben ist auch gleichzeitig Licht. Licht ist ein Bild für geistliches Leben.
Hos. 4.6 Mein Volk kommt um aus Mangel an Erkenntnis.
Johannes spricht in Vergangenheitsform und meint die Zeit im Garten Eden vor dem Sündenfall. Adam und Eva lebten in Gemeinschaft mit Gott und waren körperlich so wie geistlich lebendig. Sie hatten sowohl physisches Leben als auch geistliches Leben (Licht). Als sie von dem Baum der Erkenntnis aßen, durch den sie sich noch höheres Licht erhofften, verloren sie die Gemeinschaft mit Gott, dem Quell allen Lebens und Lichtes. Dies hatte den geistlichen Tod zur Folge, sie fielen in geistliche Finsternis, die im folgenden Vers erstmals erwähnt wird.
Ps. 107.10,11 Die Bewohner der Finsternis und des Todesschattens, gefesselt in Elend und Eisen: Weil sie widerspenstig gewesen waren gegen die Worte Gottes und verachtet hatten den Rat des Höchsten,
Zudem verloren sie den Zugang zum Baum des Lebens.
Das erste Mal erwähnt Johannes hier die Finsternis. Die Finsternis symbolisiert das Gegenteil von Licht, den geistlichen Tod. Gott scheint seit dem Sündenfall sein Licht in die geistlich umnachtete Welt um der gefallenen Menschheit den Weg zurück ins Leben zu leuchten. Gott offenbart sich, den in Finsternis lebenden Menschen durch sein Licht. Jedoch ist die geistliche Finsternis so groß, dass sie das Licht von sich aus weder erkennen können noch das Licht wollen.
Das griech. Wort, dass hier mit "begriffen" übersetzt wurde, kann sowohl dahingehend verstanden werden, dass das Licht von den in Finsternis lebenden Menschen nicht erkannt wurde.
Apg. 10.34: Petrus aber tat den Mund auf und sprach: In Wahrheit begreife ich, daß Gott die Person nicht ansieht,
Eph. 3.18: auf daß ihr völlig zu erfassen vermöget mit allen Heiligen, welches die Breite und Länge und Tiefe und Höhe sei,
Es kann aber auch verstanden werden, dass die Finsternis das Licht nicht überwältigen konnte.
Joh. 12 35: Da sprach Jesus zu ihnen: Noch eine kleine Zeit ist das Licht unter euch; wandelt, während ihr das Licht habt, auf daß nicht Finsternis euch ergreife. Und wer in der Finsternis wandelt, weiß nicht, wohin er geht
Mk. 9.13: und wo immer er ihn ergreift, reißt er ihn, und er schäumt und knirscht mit seinen Zähnen, und er magert ab. Und ich sprach zu deinen Jüngern, daß sie ihn austreiben möchten, und sie vermochten es nicht.
Der Herr Jesus nennt in Joh. 5 eine ganze von Reihe von Zeugen. Darunter nennt der Herr auch die Schrift, das Alte Testament, als Zeugen.
Joh. 5.39: „Ihr erforschet die Schriften, denn ihr meinet, in ihnen ewiges Leben zu haben, und sie sind es, die von mir zeugen;“
Die Schreiber der Bücher des Alten Testaments haben prophetisch vom Herrn geschrieben und sind somit alle von Gott gesandte Zeugen, die die Welt auf das Kommen des Herrn vorbereitet haben. Johannes der Täufer ist der letzte Zeuge aus dieser Reihe der prophetischen Zeugen.
Er ist dem Herrn unmittelbar vorausgegangen und hat die Menschen, durch seine Predigt von der Buße, auf das Kommen des Herrn vorbereitet. Der Dienst des Johannes war nötig, um den Menschen ihr Sündenbewusstsein zu wecken. Die Sündenerkenntnis geht der Bekehrung voraus, denn ein Mensch, der sich seiner Schuld nicht bewusst ist, hat auch kein Bedürfnis nach einem Retter und daher auch keinen Grund, den Herrn als sein Stellvertretendes Opfer anzunehmen. So bestand der Dienst des Johannes als Wegbereiter des Herrn, die Menschen mit ihrem Schuldenproblem zu konfrontieren und anschließend diese Menschen durch sein Zeugnis, auf den Herrn als die Lösung des Sündenproblems zu verweisen.
Der Herr Jesus wird erneut als Schöpfer der Welt vorgestellt, aber die Welt (=die Heidenvölker), erkannte ihn nicht.
Dass die Menschen das Wort, durch welches sie selbst geschaffen wurde, nicht erkannten obwohl es in der fleischlichen Gestalt der Menschen zu ihnen kam, ist das wohl eindrucksvollste Beispiel für die Finsternis, in der sich die Welt befindet.
Ebenso nahm auch sein Eigentum (Israel als Volk) ihn nicht auf. Aufgrund des großen zeitlichen Abstands zwischen den Ereignissen und ihrer Niederschrift konnte Johannes die längerfristige Reaktion der Menschen aufzeigen.
Die Verse 10 und 11 weisen eine gewisse Parallele auf. Die Nationen und Israel werden nebeneinander gestellt wobei ersichtlich wird, dass keine der beiden Gruppen besser ist als die andere ist und beide auf ihre Weise ihren Schöpfer ablehnen. Die Finsternis wirkt sich nicht auf die Weise aus, dass der Mensch seinen Schöpfer grundsätzlich nicht erkennen könnte, denn das Licht leuchtet ja in die Finsternis hinein und so ist auch genügend Licht da, um es zu erkennen.
Jes. 26.11: „HERR, deine Hand war hoch erhoben, sie wollten nicht schauen.“
Vielmehr ist es so, dass der Mensch aufgrund seiner sündigen Natur auch an seinem sündigen Verhalten festhalten möchte und daher die Finsternis bevorzugt und unwillig ist das Licht zu sehen.
2. Petr. 3.5: „Denn nach ihrem eigenen Willen ist ihnen dies verborgen, daß von alters her Himmel waren und eine Erde, entstehend aus Wasser und im Wasser durch das Wort Gottes,“
Joh. 3.19: „Dies aber ist das Gericht, daß das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen haben die Finsternis mehr geliebt als das Licht, denn ihre Werke waren böse.“
Aber es gab dennoch viele, die ihn aufnahmen und Kinder Gottes wurden.
Die Menschen, die das Wort Gottes aufnehmen, werden durch das aufgenommene Wort und durch den Willen Gottes zu Kinder Gottes. Das Wort Gottes ist der Same, durch den die göttliche Natur in den Menschen gelegt wird.
1 Petr. 1.23: „die ihr nicht wiedergeboren seid aus verweslichem Samen, sondern aus unverweslichem, durch das lebendige und bleibende Wort Gottes;“
Sie wurden aus Gott geboren, und durften nun wie der Sohn Gottes eine Beziehung zu Gott haben.
Eph. 1.5 und uns zuvorbestimmt hat zur Sohnschaft durch Jesum Christum für sich selbst nach dem Wohlgefallen seines Willens.
Dabei spielt weder die Herkunft eines Menschen, noch der Wille des bekehrten Menschen selbst, oder eines anderen außenstehenden Menschen eine Rolle, sondern hat ausschließlich Gottes Willensentschluss als Ursache.
Jak. 1.18: „Nach seinem eigenen Willen hat er uns durch das Wort der Wahrheit gezeugt, auf daß wir eine gewisse Erstlingsfrucht seiner Geschöpfe seien.“
Durch das empfangen der göttlichen Natur, wird der Mensch zu einer neuen Schöpfung. So schlägt Johannes hier einen Bogen von der ersten Schöpfung (V. 1-3) zur zweiten Schöpfung, die beide ausschließlich durch das Wort und den Willen Gottes geschaffen sind.
2. Kor. 5.17: „Daher, wenn jemand in Christo ist, da ist eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, alles ist neu geworden.“
„Das Wort“ wird hier das erste Mal seit dem ersten Vers wieder erwähnt. Dieses Wort wurde Fleisch, das heißt, dass Gott Fleisch wurde. Nachdem Gott also, wie es in Vers 6 heißt, zuvor einen Menschen sandte, wurde jetzt Gott ein Mensch.
Während das Wort seit jeher als Licht in der Welt war, ist es nun für den Menschen, mit allen Sinnen wahrnehmbar, in die Welt gekommen.
1. Joh. 1.1: „Was von Anfang war, was wir gehört, was wir mit unseren Augen gesehen, was wir angeschaut und unsere Hände betastet haben, betreffend das Wort des Lebens;“
Das Wort hat eine vollständig menschliche Natur angenommen, ausgenommen der Sünde.
Hebr. 4.15: denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht Mitleid zu haben vermag mit unseren Schwachheiten, sondern der in allem versucht worden ist in gleicher Weise wie wir, ausgenommen die Sünde.
1 .Petr. 2.22: welcher keine Sünde tat, noch wurde Trug in seinem Munde erfunden,
Denn das Wort hatte bei seiner Menschwerdung nie aufgehört Gott zu sein. So war das Wort wahrer Mensch und zugleich auch wahrer Gott. Es kam „in Gleichgestalt des Fleisches der Sünde“ (Röm. 8.19), aber ohne der sündigen Natur der übrigen Menschen, in die materielle Welt.
Der Mensch hat also etwas sehen dürfen, was in der Ewigkeit verborgen war. Durch die Fleischwerdung des Wortes hat Gott sich vollkommen offenbart.
Kol. 2.9: „Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig,“
Joh. 10.30: „Ich und der Vater sind eins.“
Joh. 12.45: „und wer mich sieht, sieht den, der mich gesandt hat“
Nachdem in den beiden vorherigen Versen aufgezeigt wurde, dass es Gottes Willen ist, die Menschen zu Kindern Gottes zu machen, wird in diesem Vers der Weg aufgezeigt durch welchen dies geschehen soll. Der Sohn Gottes wurde Mensch um aus den Menschen, die ihn erkennen, Kinder Gottes zu machen.
Joh. 14.6: „Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.“
Wer Gott nicht durch seinen Sohn erkennen möchte, weil er lieber an seinen bösen Werken festhält und sie nicht aufgeben möchte, wird auch den Herrn Jesus, die Offenbarung Gottes im Fleisch, nicht erkennen und bleibt daher in der Finsternis, in der sich seine sündige Natur so wohl fühlt (V 11). Wer aber den Herrn Jesus erkennt, erkennt Gott und diese Erkenntnis ist der Weg zum ewigen Leben.
Joh. 17.3: „Das ist aber das ewige Leben, daß sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesum Christum, erkennen.“
Hos. 4.6a: „Mein Volk geht aus Mangel an Erkenntnis zugrunde;“
- Fleisch (hebr. bassar) heißt auch Mensch: „Das Wort wurde Mensch“; dies ist die Botschaft des Johannesevangeliums.
- Eingeborener (griech. „monogenes“) bedeutet „der Einzige seiner Art“ – ein wichtiger Gegensatz zu den Kindern Gottes in V. 12.
Das Zeugnis Johannes des Täufers
Auch wenn Johannes der Täufer vor dem Herrn Jesus geboren ist, existierte das Wort schon vor der Geburt des Johannes, seit Ewigkeit her.
Das Auftreten Johannes des Täufers war eine Sensation, denn seit Maleachi (um 400 v.Chr.) gab es keinen (Schrift-)Propheten mehr in Israel. So steht im Talmud, dass nach dem Tod von Sacharja, Haggai und Maleachi der Heilige Geist von Israel wich. Diese 400 Jahre waren daher die „stummen“ Jahre – aber nun predigt Johannes in der Kraft des Heiligen Geistes, um das Auftreten des Messias vorzubereiten.
Das AT hat mit der Offenbarung an Mose begonnen; mit dem Sohn Gottes ist eine noch größere Offenbarung in die Welt gekommen.
Gott ist für die Geschöpfe unsichtbar, aber er hat sich durch den Sohn, für die Menschen erkennbar gemacht. Weil das Wort Gott ist (V1), und Fleisch wurde, können die Menschen seine Offenbarungen verstehen, die Herrlichkeit des sonst unsichtbaren Gottes sehen und diese durch seine menschliche Gestalt aber auch ertragen.
Joh. 14.9: „Jesus spricht zu ihm: So lange Zeit bin ich bei euch, und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen, und wie sagst du: Zeige uns den Vater?“
1. Tag:
Johannes setzt vermutlich voraus, dass dem Leser die Ereignisse der Taufe, bereits aus den anderen drei Evangelien bekannt sein müssen und beginnt sein Bericht von Johannes dem Täufer zu einem Zeitpunkt, an dem die anderen drei Evangelien ihren Bericht bereits beendet hatten. Zu dem Zeitpunkt der Ereignisse ab Vers 19 ist der Herr bereits von Johannes dem Täufer getauft worden und von seinem 40 tägigen Aufenthalt aus der Wüste zurück. Denn:
1. wurde dem Täufer der Herr Jesus von Gott bei der Taufe des Herrn als der Messias offenbart (V 32-34) und wie aus Vers 26 hervorgeht, wusste der Täufer an diesem Tag, der in Vers 19 beginnt, dass der Herr Jesus sich bereits unter ihnen befindet.
2. berichtet Markus in seinem Evangelium wie der Herr nach seiner Taufe für 40 Tage in die Wüste zog, während Johannes in Vers 29 davon berichtet dass Johannes der Täufer den Herrn bereits am nächsten Tag wieder auf ihn zukommen sieht und als das Lamm Gottes bezeugt.
Ab Joh. 1.19 bis Joh. 2.11 beginnt ein zusammenhängender Bericht, den Johannes durch Zählung der Tage strukturiert.
Der 1. Tag der sich von Vers 19 bis 28 erstreckt, berichtet zunächst nur von Johannes dem Täufer und seiner Identität als Prophet. An dem 2. Tag, der in Vers 29 beginnt und sich bis Vers 34 erstreckt, erscheint der Herr Jesus erstmals auf der Bildfläche und zudem wird in den Versen des 2. Tages ausführlich von dem Zeugnis des Täufers über den Herrn Jesus berichtet. Johannes der Täufer steht also stellvertretend für alle alttestamentlichen Propheten, die ebenfalls allesamt prophetisch von dem Herrn gezeugt hatten.
So ist der erste Tag ein Bild für die Zeit der Propheten des Alten Testaments, die prophetisch von dem Herrn zeugten. Der 2. Tag ist ein Bild für die Zeit, in der der Herr Mensch wurde, unter uns wandelte und auf den die Zeugnisse aller Propheten, einschließlich des Zeugnisses des Täufers (29-34), auf den Herrn Jesus ausgerichtet waren. Nach der Kreuzigung des Herrn folgte die Zeit der Gemeinde, deren Aufgabe darin besteht den Herrn in der Welt zu bezeugen und die Welt zu evangelisieren.
Mt. 28.19: „Gehet [nun] hin und machet alle Nationen zu Jüngern, und taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“
Dem entsprechend, lesen wir am dritten Tag (V 35-42) zunächst, dass Andreas den Herrn durch das Zeugnis des Propheten Johannes erkannte, denn ...
Joh. 5.46,47: „… wenn ihr Moses glaubtet, so würdet ihr mir glauben, denn er hat von mir geschrieben. Wenn ihr aber seinen Schriften nicht glaubet, wie werdet ihr meinen Worten glauben?“
Anschließend begann Andreas Beispielhaft mit der Evangelisation, indem er seinen Bruder Petrus zum Herrn führte. So ist der dritte Tag ein Bild für die Zeit der Gemeinde.
Der vierte Tag, der sich von Vers 42 bis 51 erstreckt, steht für die Bekehrung Israels nach der Entrückung der Gemeinde. Da die Gemeinde nicht mehr auf Erden sein wird um die Menschen zum Herrn zu führen, wird der Herr sich selbst Zeugen aus Israel berufen und das Bundesvolk wieder herstellen. Deshalb findet an diesem Tag nicht jemand bereits zum Glauben gekommener den Philippus, sondern der Herr Jesus selbst.
Der letzte Tag den Johannes in diesem Abschnitt erwähnt, ist der Zählung zufolge der siebte Tag, der sich von Joh. 2.1 bis 2.11 erstreckt. Am siebten Tag des Schöpfungsberichtes Ruhte Gott von seinen Werken der ersten Schöpfung. Dieser Ruhetag ist ein Bild für die Ruhe nach der Vollendung der Erlösung, der zweiten Schöpfung.
An diesem siebten der von Johannes beschriebenen sieben Tage findet eine Hochzeit statt. Diese Hochzeit wiederum steht symbolisch für die zukünftige Vermählung des Herrn als Bräutigam mit seiner Braut, bestehend aus den Erlösten nach Vollendung der Erlösungswerkes.
Exkurs: Wer sind „die Juden“?
Joh 9, 22: „Das sagten seine Eltern deshalb, weil sie die Juden fürchteten; denn die Juden waren schon übereingekommen, daß, wenn einer ihn als den Christus anerkennen würde, dieser aus der Synagoge ausgeschlossen werden sollte.“
Auch die Eltern des Blindgeborenen waren Juden. „Die Juden“ meint im Johannesevangelium immer die führenden Juden, bestehend aus Pharisäern und Sadduzäern. Hier sandten aber nur die Pharisäer (V. 24).
Johannes sagte, er sei nicht der Messias (hebr. für „Gesalbter“; griech. Christus). Könige, Priester und Propheten wurden im AT durch die Salbung ins Amt eingesetzt. Im AT konnte eine Person nicht alle drei Ämter haben. Priester konnten nur aus dem Stamm Levi kommen, Könige nur aus der Linie Davids, also dem Stamm Juda; Propheten konnten aus jedem Stamm kommen. Macht an sich ist nicht schlecht, sondern nur Machtmissbrauch. Diese Gewaltenteilung sollte Machtmissbrauch verhindern. Solange der Mensch ein verdorbenes Wesen hat, kann Demokratie diese Boshaftigkeit halbwegs zurückdrängen.
Die Propheten haben angekündigt, dass der Messias alle drei Ämter gleichzeitig bekleiden wird. Im Messias sollte einst alle Macht konzentriert werden.
Johannes verneinte nicht, dass er der angekündigte Elia sei, er verneinte lediglich, dass er der auferstandene Elia sei, den die Juden erwarten. Lk 1 erklärt:
Lk. 1.13-17: „Aber der Engel sprach zu ihm: Fürchte dich nicht, Zacharias! Denn dein Gebet ist erhört worden, und deine Frau Elisabeth wird dir einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Johannes geben. Und er wird dir Freude und Frohlocken bereiten, und viele werden sich über seine Geburt freuen. Denn er wird groß sein vor dem Herrn; Wein und starkes Getränk wird er nicht trinken, und mit Heiligem Geist wird er erfüllt werden schon von Mutterleib an. Und viele von den Kindern Israels wird er zu dem Herrn, ihrem Gott, zurückführen. Und er wird vor ihm hergehen im Geist und in der Kraft Elias, um die Herzen der Väter umzuwenden zu den Kindern und die Ungehorsamen zur Gesinnung der Gerechten, um dem Herrn ein zugerüstetes Volk zu bereiten.“
Johannes wird in der Kraft und im Geist Elias kommen, also in seiner Art und Weise, seiner Gesinnung und seiner Vollmacht – also keine „Reinkarnation“, wie die Anthroposophen daraus abgeleitet haben! Der Gedanke, dass der (entrückte) Elia wiederkommen würde, schwirrte tatsächlich im Judentum rum. Wegen dieser falschen Vorstellung hat Johannes geantwortet, er sei nicht der zurückgekommene Elia. Dennoch war er der angekündigte Vorläufer des Messias, der im AT ebenfalls Elia genannt wird.
Mt 11. 7-15: „Als aber diese unterwegs waren, fing Jesus an, zu der Volksmenge über Johannes zu reden: Was seid ihr in die Wüste hinausgegangen zu sehen? Ein Rohr, das vom Wind bewegt wird? Oder was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Einen Menschen, mit weichen Kleidern bekleidet? Siehe, die, welche weiche Kleider tragen, sind in den Häusern der Könige! Oder was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Einen Propheten? Ja, ich sage euch: einen, der mehr ist als ein Prophet! Denn dieser ist's, von dem geschrieben steht: »Siehe, ich sende meinen Boten vor deinem Angesicht her, der deinen Weg vor dir bereiten soll« (Mal 3.1). Wahrlich, ich sage euch: Unter denen, die von Frauen geboren sind, ist kein Größerer aufgetreten als Johannes der Täufer; doch der Kleinste im Reich der Himmel ist größer als er. … Denn alle Propheten und das Gesetz haben geweissagt bis hin zu Johannes. Und wenn ihr es annehmen wollt: Er ist der Elia, der kommen soll. Wer Ohren hat zu hören, der höre!“
Mal 3.22-24: „Gedenkt an das Gesetz Moses, meines Knechtes, das ich ihm auf dem Horeb für ganz Israel befohlen habe, an die Satzungen und Rechte! Siehe, ich sende euch den Propheten Elia, ehe der große und furchtbare Tag des Herrn kommt; und er wird das Herz der Väter den Kindern und das Herz der Kinder wieder ihren Vätern zuwenden, damit ich bei meinem Kommen das Land nicht mit dem Bann schlagen muß!“
Johannes ist also keine „Reinkarnation“ Elias, sondern er kommt in der Gesinnung und Vollmacht Elias. Dieser Elia sollte also vor dem Gericht (der großen Drangsal) kommen – d.h. aber nicht, dass es unmittelbar vorher sein müsste, und mittlerweile liegen 2000 Jahre dazwischen. Ab dem Jahr 70 n.Chr. bis heute hätte der Messias und damit auch der Bote, aber auch nicht kommen können, da der Tempel seit 70 n.Chr. nicht mehr steht.
Mal 3.1: „Siehe, ich sende meinen Boten (hebr. „Maleachi“), der vor mir her den Weg bereiten soll; und plötzlich wird zu seinem Tempel kommen der Herr, den ihr sucht; und der Bote des Bundes, den ihr begehrt, siehe, er kommt! spricht der Herr der Heerscharen.“
Reinkarnation ist etwas übles, weil es körperverachtend ist. Der Körper ist nach östlichen Religionen nicht wichtig, und die Seele springt von Körper zu Körper. Aber Gott hat den Menschen in seinem Bild geschaffen als Einheit von Geist, Seele und Körper. Auch der Körper wurde nach der Schöpfung mit „sehr gut“ bewertet. Allerdings hat die Sünde alles verdorben. Der Körper ist für Gott so wichtig, dass er ihn auch auferwecken wird. Die Verstorbenen bekommen keinen anderen Körper, sondern der verstorbene und verweste Körper wird auferweckt werden.
Die östlichen Religionen hegen tatsächlich eine tiefe Körper- und Menschenverachtung, obwohl sie sich in unserer westlichen Kultur als besonders körperfreundlich geben. Ebenso werden Seele und Geist verachtet, denn das Endziel sei das Nirwana – die Auslöschung. Das „ich“ eines Menschen werde im Nirwana aufgelöst. „Ich“ und „Du“ seien lediglich Einbildungen.
Im Islam gibt es nach dem Tod einen Seelenschlaf. Wenn ein Muslim im Kampf für Allah stirbt, gehe seine Seele sofort ins Paradies und müsse nicht bis zur Auferstehung warten. Dies motiviert viele Muslime zu Selbstmordattentaten – und nicht etwa eine Verachtung des Körpers nach dem Vorbild östlicher Religionen.
5 Mo 18.15-19: „Einen Propheten wie mich wird dir der HERR, dein Gott, erwecken aus deiner Mitte, aus deinen Brüdern; auf ihn sollst du hören! Ganz so wie du es von dem HERRN, deinem Gott, am Horeb erbeten hast am Tag der Versammlung, indem du sprachst: Ich will von nun an die Stimme des HERRN, meines Gottes, nicht mehr hören und das große Feuer nicht mehr sehen, damit ich nicht sterbe! Und der HERR sprach zu mir: Sie haben recht geredet. Ich will ihnen einen Propheten, wie du es bist, aus der Mitte ihrer Brüder erwecken und meine Worte in seinen Mund legen; der soll alles zu ihnen reden, was ich ihm gebieten werde. Und es wird geschehen, wer auf meine Worte nicht hören will, die er in meinem Namen reden wird, von dem will ich es fordern!“
Hier wird ein ganz besonderer Prophet angekündigt, der die Worte des Herrn verkündigen wird. Im Judentum gab es auch die Auffassung, dass dieser besondere Prophet nicht unbedingt der Messias sein müsse – daher die Frage, ob er der Prophet sei, nachdem Johannes verneint hatte, der Christus zu sein. Allerdings macht Apg 3.22ff. deutlich, dass der besondere Prophet und der Messias ein und dieselbe Person ist.
Diese Stelle spielt im Islam eine wichtige Rolle. Hier sagt man, Ismael sei der Bruder von Isaak, und aus dieser Brüderlinie werde Mohammed der Prophet kommen – aber es heißt aus der Mitte (wörtlich: aus dem Herzstück) deiner Brüder. Ismael und seine Nachkommen hatten sich längst abgetrennt und die saudische Wüste bewohnt. Mose sagte erst am Ende der Wüstenwanderung, dass aus der Mitte ihrer Brüder ein Prophet erweckt werde. Damit ist Ismael außen vor.
Auf die Frage, was der Täufer denn über sich selbst sagt, wer er sei, zitiert Johannes Jes. 40:
Jes. 40.3-5: Eine Stimme ruft: In der Wüste bereitet den Weg des HERRN, ebnet auf dem Gefilde eine Bahn unserm Gott! Jedes Tal soll erhöht, jeder Berg und Hügel erniedrigt werden, und was krumm ist, soll gerade, und was höckericht ist, zur Ebene werden; und die Herrlichkeit des HERRN wird sich offenbaren und alles Fleisch zumal wird sie sehen; denn der Mund des HERRN hat es gesagt.
"Jedes Tal soll erhöht, jeder Berg und Hügel erniedrigt werden," ist bildlich gemeint. Alle Hindernisse in den Herzen des Volkes sollten aus dem Weg geräumt und eingeebnet werden. So das der Herr erscheinen würde "und die Herrlichkeit des HERRN wird sich offenbaren und alles Fleisch zumal wird sie sehen; denn der Mund des HERRN hat es gesagt".
Joh. 1.14: Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns; und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.
Exkurs: Qumran-Gemeinschaft
Die Qumran-Gemeinschaft bestand aus Juden, die sich im 2. Jahrhundert v. Chr. vom Judentum abgetrennt hatten, weil viele Dinge im Tempel schief liefen. Daher sind sie in die Wüste gegangen und haben sich am Toten Meer niedergelassen und auf den Messias gewartet, der alles wieder in Ordnung bringen sollte. In ihrer sog. Sektenrolle die in einer der Höhlen gefunden wurde beziehen sie „die Stimme eines Rufenden aus der Wüste“ aus Jes. 40 auf sich. Erstaunlicherweise hat Johannes kaum 20km von der Stelle entfernt gepredigt und getauft, wo sich die Qumran-Gemeinschaft niedergelassen hatte.
Hintergrund: Kamelhaarmantel des Johannes
Mk 1.6 „Johannes aber war bekleidet mit Kamelhaaren … “.
Die AT-Propheten hatten üblicherweise einen Mantel aus Schafs- oder Ziegenhaar getragen, und Johannes ausnahmsweise einen Kamelhaarmantel. In der Bergpredigt warnt der Herr Jesus vor Wölfen in Schafspelzen. Das sind Leute, die sich wie Propheten kleiden und in Wirklichkeit Verführer sind.
Aufgrund von Hes. 36.25 und anderen Stellen des Alten Testaments erwarteten die Pharisäer, dass die Taufe von dem Messias vollzogen werden würde. So erklärt sich ihre Frage an den Täufer, weshalb er denn überhaupt taufe, wenn er denn nicht der Messias und nicht einmal Elia oder der Prophet ist.
In Hesekiel ist das Wasser allerdings bildlich zu verstehen und dem Bild entsprechend tauft der Messias, der Herr Jesus mit dem Hl. Geist, welcher in der Bibel oft mit Wasser verbildlicht wird. Daher konnte Johannes der Täufer mit Wasser taufen. Die Taufe des Johannes mit Wasser hatte das Ziel, das Schuldbewusstsein der Menschen zu wecken und sie zur Buße zu rufen.
Denn erst wenn der Mensch erkennt, dass er ein verlorener Sünder ist und darüber Buße tut, wird in ihm überhaupt das Bedürfnis nach einem Erlöser geweckt. Darauf antwortet Gott, indem er auf seinen Sohn, als den Erlöser verweist. Wird der Sohn Gottes, als der von Gott gestellte Erlöser im Glauben angenommen, spricht Gott den Menschen von seiner Schuld frei und der Mensch kann nun, als für Gott schuldlos geltender Mensch den Hl. Geist empfangen, mit dem Hl. Geist getauft werden.
Die Taufe leitet sich von den Reinigungsbädern aus 3 Mo. 15 ab:
„Wer das Fleisch des mit Ausfluß Behafteten anrührt, der soll seine Kleider waschen und sich im Wasser baden; und er wird unrein sein bis zum Abend. … 16 Wenn einem Mann der Same entgeht, so soll er sein ganzes Fleisch im Wasser baden; und er wird unrein sein bis zum Abend. 17 Und jedes Kleid und jedes Fell, auf das der Same kommt, soll man mit Wasser waschen; und es wird unrein sein bis zum Abend. 19 Wenn eine Frau Ausfluß hat, und zwar den Blutfluß ihres Fleisches, so soll sie sieben Tage lang in ihrer Unreinheit verbleiben“
(es gibt noch weitere solche Stellen). Diese Ritualbäder gehörten zum täglichen Leben und wurden ständig wiederholt. Ein Unreiner musste durch Untertauchen gereinigt werden.
Hebr 6.1,2: „Darum wollen wir die Anfangsgründe des Wortes von Christus lassen und zur vollen Reife übergehen, wobei wir nicht nochmals den Grund legen mit der Buße von toten Werken und dem Glauben an Gott, mit der Lehre von Waschungen, von der Handauflegung, der Totenauferstehung und dem ewigen Gericht.“
Ein Proselyt musste sich taufen lassen, machte damit einen Bruch mit seiner Herkunft und trat zum Volk Gottes über. Vor diesem Hintergrund war die (einmalige) Taufe des Johannes ein Skandal, denn sie war kein Ritualbad, sondern machte einen Schnitt im Volk Gottes, durch den man auf die andere Seite wechselte. Somit wurde die Messiasfrage zu einem Trennungsgrund innerhalb des Volkes. Man musste seine persönliche Schuld bekennen und gehörte damit zu der Seite im Volk, die auf den Messias wartet, der in Kürze auftreten sollte. Johannes spaltete das Volk also mit der Taufe: Die einfachen Leute gingen zu Johannes, aber die Führerschicht weigerte sich, sich dieser Taufe zu unterwerfen.
Jesus wurde in den Tagen vor der Kreuzigung in Mt. 21.23-27 gefragt, in welchem Recht er die Tempelreinigung durchgeführt habe. Jesus stellte die Gegenfrage, ob die Taufe des Johannes von Gott sei oder von den Menschen. Die Juden wägten die möglichen Reaktionen sorgfältig ab: Wenn sie seine Taufe als von Gott kommend sähen, würden sie gefragt werden, warum sie ihr nicht geglaubt hätten; wenn sie von den Menschen wäre, würden sie vom Volk gesteinigt werden, denn das Volk hielt Johannes für einen Propheten. Daher antworteten sie, sie wüssten es nicht. Diese Vorsicht bzw. Taktik belegt, welchen Zündstoff die Taufe des Johannes für Israel beinhaltete.
Johannes der Täufer wusste im Gegensatz zu den Pharisäern bereits wer der Messias ist und daher wusste er auch, dass der Messias bereits unter ihnen war, denn Gott der Vater hatte ihm den Herrn bereits am Tag seiner Taufe offenbart
Joh. 1.33,34 „Und ich kannte ihn nicht; aber der mich gesandt hat, mit Wasser zu taufen, der sprach zu mir: Auf welchen du sehen wirst den Geist herniederfahren und auf ihm bleiben, dieser ist es, der mit Heiligem Geiste tauft. Und ich habe gesehen und habe bezeugt, daß dieser der Sohn Gottes ist“
Die demütige Haltung des Täufers, dem Herrn gegenüber ist nicht in seinem natürlichen Charakter begründet, sondern darin, dass er den Herrn erkannte und ihm dadurch seine eigene Niedrigkeit als sündiges Geschöpf, gegenüber seinem Gott und Schöpfer bewusst wurde.
Das Lamm Gottes
2. Tag:
Der zweite Tag liegt, wie auch schon der erste, nach der Taufe des Herrn sowie nach seinem 40tägigen Aufenthalt in der Wüste, während dem der Herr vom Teufel versucht wurde. Denn nach Markus ist der Herr Jesus unmittelbar nach der Taufe in die Wüste gezogen. Johannes berichtet aber in V. 35, dass der Täufer den Herrn bereits am nächsten Tag wiedersieht und der Herr zudem noch am gleichen Tag die ersten Jünger um sich sammelt.
Die Tiere, die im Alten Testament als Opfer verwendet wurden, mussten zunächst auf eventuelle Makel geprüft werden, bevor sie geopfert werden durften, wobei auch nur makellose Tiere geopfert werden durften.
Nachdem der Herr Jesus nun aus der Wüste zurückgekehrt ist, in der er sich während seiner Versuchung durch den Teufel als sündlos erwiesen hat, stellt Johannes der Täufer den Herrn jetzt treffend als „das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinweg nimmt!“ vor.
Im Blick auf die ersten drei Verse dieses Kapitels, in dem deutlich wird, dass ausnahmslos alles, was je geschaffen wurde, durch das Wort Gottes geschaffen wurde, zeigt dieser Vers, dass es ebenfalls ausschließlich das Wort Gottes ist, das am Heil wirkt: Allein das fleischgewordene Wort Gottes, das Opfer, das Gott sich ersehen hat, nimmt die Sünde der Welt weg.
Die Juden konnten bereits zu ihrer Zeit mit ihrem Wissen verstehen, was mit dem Lamm Gottes gemeint ist.
Jes. 53.7,10: „Er wurde mißhandelt, aber er beugte sich und tat seinen Mund nicht auf, wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer und seinen Mund nicht auftut. … Aber dem Herrn gefiel es, ihn zu zerschlagen; er ließ ihn leiden. Wenn er sein Leben zum Schuldopfer gegeben hat, so wird er Nachkommen sehen und seine Tage verlängern.“
Der Gedanke war im AT bereits bekannt, dass der Messias als Opfer wie ein Lamm (s.o.) das Problem der Sünde lösen würde,
Jes. 53.5: „Doch er wurde um unserer Übertretungen willen durchbohrt, wegen unserer Missetaten zerschlagen; die Strafe lag auf ihm, damit wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt worden.“
Liberale Theologen betrachten es als bloße christliche Interpretation, dieses Kapitel auf den Messias Jesus zu beziehen, der stellvertretend für andere die Schuld trägt. Aber auch der Talmud im Kapitel Sanhedrin 98b erklärt, dass sich Jesaja auf dem Messias bezieht. Ein Name des Messias ist „der von Gott geschlagene“. Weitere Rabbinische Schriften legen Jes 53 ebenfalls eindeutig so aus.
Der Ausdruck „siehe das Lamm Gottes“ ist im AT nicht nur in den Propheten, sondern auch in der Thora verankert: Die Opferung Isaaks sollte auf einem der Berge im Land Morija stattfinden (Berg Morija = Zion, der Tempelberg; Golgatha liegt auf einem Nachbarhügel im Nordwesten vor Jerusalem). Auf dem Weg fragte Isaak, wo denn das Tier zum Brandopfer sei. Mose antwortete,
1. Mo. 22.8: „Mein Sohn, Gott wird sich ein Lamm zum Brandopfer ersehen!“
Gott hinderte Abraham an der Opferung seines Sohnes und gab ihm stattdessen einen Widder.
1. Mo. 22.14: „Und Abraham nannte den Ort: »Der Herr wird ersehen«, so daß man noch heute sagt: Auf dem Berg wird der Herr ersehen!“
„Nach mir kommt ein Mann.“ Der Herr Jesus der sowohl nach Johannes geboren, als auch öffentlich aufgetreten ist, war vollkommen Mensch.
„der vor mir gewesen ist; denn er war eher als ich“ Dieser Mensch existierte aber bereits vor seiner Fleischwerdung seit der Ewigkeit her.
Mi. 5.1 Und du, Bethlehem, Ephrata, zu klein, um unter den Tausenden von Juda zu sein, aus dir wird mir hervorkommen, der Herrscher über Israel sein soll; und seine Ausgänge sind von der Urzeit, von den Tagen der Ewigkeit her.
Obwohl Johannes ein Verwandter von dem Herrn war und sie sich in den 30 Jahren zuvor, vermutlich auch schon persönlich kennengelernt hatten, kannte selbst Johannes den Herrn nicht als den Messias. Für diese Erkenntnis benötigte auch Johannes die offenbarung Gottes.
Sowohl die Erkenntnis der eigenen Sündhaftigkeit als auch die Buße über selbige ist notwendig um den Herrn erkennen zu können. Erst wenn der Mensch erkennt, dass er ein verlorener Sünder ist und darüber Buße tut, wird in ihm überhaupt das Bedürfnis nach einem Erlöser geweckt. Auf dieses Bedürfnis antwortet Gott dem Sünder, indem er auf seinen Sohn, als den Erlöser verweist. Johannes sollte durch seine Predigten das Schuldbewusstsein der Menschen wecken, sie zur Buße aufrufen und von dem Herrn Jesus als das Lamm Gottes, als den einzigen Weg zur Erlösung zeugen. Die Taufe hatte den Zweck, die Buße über die eigene Schuld in einer öffentlichen Handlung auszudrücken.
Mit diesem Vers beginnt Johannes der Täufer sein Zeugnis. Zunächst bezeugt er, wie der Herr Jesus von seinem Vater mit dem Hl. Geist gesalbt wurde, was Johannes der Täufer als eine vom Himmel herabsteigende Taube gesehen hatte.
Apg. 10.37,38a: „ihr kennet es, nämlich die Geschichte, die in ganz Judäa geschehen ist und in Galiläa anfing nach der Taufe, die Johannes predigte: Jesus von Nazareth, wie Gott ihn mit heiligem Geist und Kraft gesalbt hat,“
Durch diese Taufe wurde der Herr als König, Priester und Prophet eingesetzt.
Joh. 18.37: „Da sprach Pilatus zu ihm: Also du bist ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, daß ich ein König bin. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, auf daß ich der Wahrheit Zeugnis gebe. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört meine Stimme.“
Joh. 10.11: „Ich bin der gute Hirte; der gute Hirte läßt sein Leben für die Schafe.“
Joh. 6.14: „Als nun die Leute das Zeichen sahen, das Jesus tat, sprachen sie: Dieser ist wahrhaftig der Prophet, der in die Welt kommen soll.“
Joh. 9.17: „Sie sagen nun wiederum zu dem Blinden: Was sagst du von ihm, weil er deine Augen aufgetan hat? Er aber sprach: Er ist ein Prophet.“
Dieser Vers knüpft an Vers 31 an. Nachdem Johannes, wie schon in Vers 31 betont, dass er zuvor nicht wusste wer der Messias sei, erläutert er nun, wie er zur Erkenntnis des Herrn gekommen ist. Gott selbst hatte dem Johannes den Sohn offenbart und dies trifft auch auf alle Menschen zu die den Herrn erkannt haben.
Joh. 6.44,45: „Niemand kann zu mir kommen, es sei denn, daß der Vater, der mich gesandt hat, ihn ziehe; und ich werde ihn auferwecken am letzten Tage. Es steht in den Propheten geschrieben: "Und sie werden alle von Gott gelehrt sein". Jeder, der von dem Vater gehört und gelernt hat, kommt zu mir“
Des Weiteren erklärt er, dass er nicht von sich aus kam, um mit Wasser zu taufen, sondern von Gott gesandt wurde.
Siehe auch Ps 2: Der Messias wird Gottes Sohn genannt.
3. Tag:
Der dritte Tag beinhaltet einen Bericht über die zwei ersten Jünger des Herrn, wie sie zu der Erkenntnis des Herrn gelangten sind und wie sie ihren Glauben an andere weitergaben. Damit steht der dritte Tag in diesem Abschnitt für die Zeit der Gemeinde.
Ein Jünger ist ein Schüler/Student. Alle Rabbiner hatten ihre Jünger, ebenso auch Johannes und natürlich Jesus. Ein Student ist normalerweise nicht daran interessiert das Leben seines Professors zum Vorbild zu nehmen und ihn nachzuahmen. Allerdings nahmen Jünger ihre Rabbiner zum Vorbild dafür, wie man sein Leben nach der Schrift auslebt.
Die ersten Jünger
Zwei Jünger des Täufers nehmen das Zeugnis ihres Lehrers zum Anlass ihn zu verlassen und dem Herrn Jesus, von dem Johannes selbst sagte, dass dieser größer sei als er selbst, nachzufolgen. Auch Andreas gibt anschließend seinem Bruder Petrus ein Zeugnis vom Herrn ab (V 41,42) und so kommt ein Prozess in gang der deutlich aufzeigt, dass der Glaube durch die Weitergabe des Zeugnisses vom Herrn Jesus verbreitet wird und den Leser dementsprechend dazu ermutigen sollte, das Zeugnis vom Herrn Jesus stets weiterzugeben.
Von den beiden Jüngern heißt einer Andreas. Der Name des anderen wird nicht genannt. Es könnte sich bei diesem Jünger möglicherweise um Johannes selbst handeln, denn Johannes nannte sich selbst in seinem Evangelium nie beim Namen. Johannes wäre dann bisher ein Jünger seines Namensvetters gewesen.
Die Frage des Herrn, was die beiden suchen erinnert an die Frage Gottes an Adam Als Gott Fragte „Wo bist du“. Natürlich wusste der Herr genau weshalb die beiden ihm folgten, doch sollten die beiden sich dies auch selber klar machen, was sie eigentlich wollten. Ihre Gegenfrage zeigt was sie wollten. Sie wollten zu dem Herrn kommen um von ihm zu lernen und der Herr nahm sie als seine Schüler auf wie die Einladung des Herrn im folgenden Vers zeigt.
„Kommt und seht“ ist im Talmud ein stehender Ausdruck und leitet etwas ganz wichtiges ein: Sie lernten an diesem Tag den Messias kennen. Johannes schrieb sein Evangelium Jahrzehnte nach diesem Ereignis im hohen Alter. Dass er sich sogar noch an die Uhrzeit erinnern kann, zeigt wie eindrücklich diese Erfahrung für ihn gewesen sein musste.
Nachdem Andreas durch das Zeugnis des Täufers den Herrn erkannt hat, wird nun mit Petrus der zweite namentlich genannte Jünger erwähnt. Es handelt sich um eine natürliche Reaktion, dass, wer den Herrn erkannt hat, diese Erkenntnis möglichst bald auch mit seinen Liebsten teilen möchte und so gibt Andreas seinem Bruder ein Zeugnis von dem Herrn.
Das Zeugnis des Täufers und nur ein Tag, den Andreas mit dem Herrn verbrachte, genügte ihm bereits um davon überzeugt zu sein, dass der Herr Jesus der Messias ist und so konnte er seinem Bruder aus voller Überzeugung Zeit sagen, dass er den Messias gefunden hat.
Nachdem Andreas offensichtlich bei seinem Bruder auf ein offenes Ohr gestoßen ist, führt er ihn zu dem Herrn. Während Andreas in Vers 37 stellvertretend für die Menschen steht, die durch das Zeugnis der Propheten an den Herrn geführt werden, von denen Johannes der Täufer der letzte war, steht Petrus stellvertretend für die Menschen, die durch das Zeugnis bereits gläubiger Menschen zu dem Herrn geführt werden.
Nun wird aber nicht etwa davon berichtet, dass Petrus den Herrn ansah, sondern dass der Herr Jesus, Petrus ansah und ihm seine Herkunft vor Augen führte: „Du bist Simon, Jonas Sohn“.
Adam wurde rein und unschuldig, im Bild Gottes geschaffen. 1. Mo. 5.1 formuliert es wie folgt:
„An dem Tage, da Gott Adam schuf, machte er ihn im Gleichnis Gottes.“
1. Mo. 5.3 fährt mit dem Stammbaum Adams fort in dem es bereits von Adams Sohn nicht mehr heißt, dass er im Gleichnis Gottes gezeugt wurde, sondern im Gleichnis seines Vaters Adam. Im Gleichnis eines gefallenen, sündigen und dem Tode unterworfenen Menschen. Im weiteren Verlauf macht der Stammbaum detlich, dass die sündige Natur Adams bis zum heutigen Tag von Generation zu Generation an jeden Menschen weitergegeben wird.
Nun spricht der Herr Jesus zu Petrus „Du bist Simon, Jonas Sohn,“ und offenbart Petrus wer er wirklich ist. Das Gleichnis seiner gefallenen, sündigen und dem Tode unterworfenen Vorfahren die sich bis auf Adam zurückführen lassen. So stellte der Herr Jesus den Petrus in sein Licht und lies ihn sowohl seine eigene verdorbene Natur, als auch seine Unfähigkeit diese Natur jemals abschütteln zu können, erkennen.
Im gleichen Atemzug kündigt der Herr dem Petrus aber auch eine neue Natur an. Dies ist die Wiedergeburt aus Gott. Da Petrus von dem Herrn, durch sein stellvertretenden Opfertod von der Sünde losgekauft und ein Kind Gottes wird, erhält er nun von dem Herrn auch einen neuen Namen. Die Namensgebung ist ein Herrschaftsmerkmal (Siehe 1. Mo. 1.)
Jesus verheißt Petrus einen zukünftig neuen Namen (siehe Mt 16, 18): Kephas. Das griechische Wort „petros“ und das aramäische „kephas“ bedeuten Stein oder auch Felsbrocken. Im Gegensatz dazu ist „petra“ das eindeutige Wort für Fels oder Felsmassiv.
Mt. 16.18: „Du bist Petrus (griech. petros), und auf diesen Felsen (griech. petra) will ich meine Gemeinde bauen.“
Hier werden zwei Begriffe in Gegensatz (Opposition) gestellt, um sie klar zu unterscheiden. Im AT steht Fels immer für Gott, und Petrus ist nur ein Stein.
1. Petr. 2.4-6: „Da ihr zu ihm gekommen seid, zu dem lebendigen Stein (griech. litos), der von den Menschen zwar verworfen, bei Gott aber auserwählt und kostbar ist, so laßt auch ihr euch nun als lebendigeSteine (griech. litoi) aufbauen, als ein geistliches Haus, als ein heiliges Priestertum, um geistliche Opfer darzubringen, die Gott wohlgefällig sind durch Jesus Christus. Darum steht auch in der Schrift: »Siehe, ich lege in Zion einen auserwählten, kostbaren Eckstein, und wer an ihn glaubt, soll nicht zuschanden werden«.“
Der Eckstein ist der Herr Jesus. Der Fels im Felsendom ist die Bergspitze von Zion. Die moderne Archäologie hat herausgefunden, dass dieser Fels der Eckstein des Tempelgebäudes war. Die West- und die Nordseite dieses Felsens bestimmte die Ausrichtung des Tempels. Die Mauern des Allerheiligsten verliefen im Westen und Norden entlang dieser Linien. Die Südmauer selbst stand auf dem Felsen. Der Fels war somit Eckstein und Fundament.
2. Petr, 2.7,8: „Für euch nun, die ihr glaubt, ist er kostbar; für die aber, die sich weigern zu glauben, gilt: »Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, gerade der ist zum Eckstein geworden«, ein »Stein (griech. litoi) des Anstoßens« und ein »Fels (griech. petra) des Ärgernisses« (=Jesus). Weil sie sich weigern, dem Wort zu glauben, nehmen sie Anstoß, wozu sie auch bestimmt sind.“
Die Gemeinde ist auf dem Felsen, dem Herrn Jesus gebaut und nicht auf Petrus.
4. Tag:
Der vierte Tag steht für die Zeit nach der Entrückung der Gemeinde. Nach der Entrückung der Gemeinde wird der Herr sich Zeugen aus Israel berufen und das Bundesvolk wieder herstellen. Deshalb findet hier nicht jemand anderes, der bereits zu Glauben gekommen ist den Philippus, sondern der Herr Jesus selbst. Philippus ist hier also ein Bild für die 144000 Juden, die sich bereits zu Beginn der Drangsalszeit, kurz nach der Entrückung zum Herrn bekehren.
„Folge mir nach“ war die typische Berufungsformel eines Rabbis, der Studenten um sich sammelte. Im Johannesevangelium wird die Berufung des Philippus sehr knapp beschrieben, es kann aber davon ausgegangen werden, dass er genügend über Jesus erfahren hatte, sodass er verbindlich in die Nachfolge eintreten konnte.
Wie Andreas seinen Bruder findet, findet auch Philippus den Nathanael. Offensichtlich hatte auch Nathanael das Bedürfnis seinem Nächsten von seiner Erkenntnis vom Herrn zu erzählen. Leben ist Licht und es liegt in der Natur des Lichtes, dass es sich ausbreitet.
Auch hier wird deutlich wie sich die Erkenntnis des Herrn, durch die Weitergabe des Zeugnisses über den Herrn von einer zur anderen Person fortpflanzt. Während Andreas durch das Zeugnis des Täufers, eines Propheten zur Erkenntnis des Herrn kam, stützt auch Philippus sich in seinem Glauben auf die Zeugnisse der alttestamentlichen Propheten.
Nach 5. Mo. 18.15 sollte der Messias ein Prophet sein. Dennoch sprach Philippus von Jesus, „dem Sohn Josephs“. Biologisch wäre dieser Titel falsch, aber juristisch war der Herr Jesus in der Tat Josephs Sohn.
Die Rabbiner haben erkannt, dass der Messias einerseits als Herrscher und andererseits als Leidender beschrieben wird. Den leidenden Messias nannten sie „Mashiach ben Yosef“, und den triumphierenden Messias „Mashiach ben David“. Im AT gibt es die Benennung „Sohn Josephs“ nicht, wohl aber in der alten Rabbinischen Literatur. Hier ist Josef, Jakobs Sohn, gemeint, der verworfen wurde und leiden musste, später aber zunächst über die Heiden und dann auch über seine Brüder geherrscht hat (Sohn Davids). Josefs Brüder erkannten ihre Schuld, weinten und baten Josef um Verzeihung. Jesus wurde der Nazarener genannt, was von „Näzer“ (hebr. Spross) abgeleitet wird:
Sach 3.8: „Höre doch, Jeschua, du Hoherpriester! Du und deine Gefährten, die vor dir sitzen, ja, ihr seid Männer, die als Zeichen dienen! Denn siehe, ich lasse meinen Knecht, Sproß [genannt], kommen.“
Josef und Maria sind mit dem Herrn Jesus nach der Flucht nach Ägypten aus Angst vor Herodes nicht mehr nach Bethlehem in Judäa, sondern nach Nazareth in Galiläa gezogen.
Obwohl das ganze Land Israel in der eisernen Hand Roms lag, war Galiläa im Norden besonders verachtet, weil es sehr stark von Nichtjuden besiedelt war und besonders unter heidnischem und griechischem Kultureinfluss stand, viel mehr als der judäische Süden. In der Nähe von Nazareth lag die Stadt Sepphoris, eine völlig heidnische Stadt mit Theater und sonstigen Vergnügungen der Römer. Die Juden in Galiläa waren als solche, die vom Gesetz nichts verstanden, vom Zentrum jüdischer Gelehrsamkeit im Süden, in Jerusalem, besonders verachtet,
Joh. 7.48,49: „Glaubt auch einer von den Obersten oder von den Pharisäern an ihn Aber dieser Pöbel, der das Gesetz nicht kennt, der ist unter dem Fluch!“
Galiläa war der Inbegriff religiöser Ignoranz. Aber genau das hat Jesaja angekündigt-
Jes. 9.2: „Wie er in der ersten Zeit das Land Sebulon und das Land Naphtali gering machte, so wird er in der letzten Zeit den Weg am See zu Ehren bringen, jenseits des Jordan, den Kreis der Heidenvölker (hebr. gelil hagoyim; hieraus leitet sich Galiläa ab).“
Mt. 4.15-17: ist die Erfüllung dieser Prophetie:
„»Das Land Sebulon und das Land Naphtali, am Weg des Sees, jenseits des Jordan, das Galiläa der Heiden, das Volk, das in der Finsternis wohnte, hat ein großes Licht gesehen, und denen, die im Land des Todesschattens wohnten, ist ein Licht aufgegangen«. Von da an begann Jesus zu verkündigen und zu sprechen: Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahe herbeigekommen!“
Der Herr Jesus begann seinen Predigtdienst im verachteten Galiläa; hier ging den Bewohnern ein Licht auf. Nazareth selbst war besonders verachtet, denn Nazareth wurde von lediglich 100 – 300 Personen bewohnt; manche Menschen lebten in Galiläa in Höhlen. In dieser Auseinandersetzung mit der heidnischen Welt ist der Herr Jesus aufgewachsen!
Trotz seiner anfänglichen Skepsis folgt Nathanael der Aufforderung des Philippus und lässt sich von ihm zu dem Herrn führen um sich selbst zu überzeugen. Wie bei Petrus, sieht auch hier der Herr Jesus, den Nathanael zuerst und ebenfalls wie bei Petrus, spricht auch hier der Herr den Nathanael zuerst an. Die Worte des Herrn über Nathanaels inneren Zustand klingen allerdings wesentlich positiver, als jene an Petrus.
„Siehe, wahrhaftig ein Israelit, in dem keine Falschheit ist!“
Im alten Testament ist das sitzen unter dem Feigenbaum, wie es auch Nathanael tat (V 48), ein Bild für das Wohlergehen und die Ruhe der Erlösten.
1. Kö. 4.25: „Und Juda und Israel wohnten in Sicherheit, ein jeder unter seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum, von Dan bis Beerseba, alle Tage Salomos”
Mi. 4.4: “Und sie werden sitzen, ein jeder unter seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum, und niemand wird sie aufschrecken.”
Sach. 3.10: „An jenem Tage, spricht der HERR der Heerscharen, werdet ihr einer den anderen einladen unter den Weinstock und unter den Feigenbaum.“
Bei dem inneren Zustand, den der Herr Nathanael schildert, handelt es sich also nicht, wie bei Petrus, um den Gegenwärtigen, sondern den zukünftigen Zustand Nathanels. Er ist ein Bild für den Überrest Israels. Dem überlebenden 1/3 Israels, der sich gegen Ende der großen Drangsalszeit zu dem Herrn bekehren wird.
Ein Israelit stammt von Jakob (=Fersenhalter, Überlister) ab – einem Betrüger also. Den Namen Israel hatte Jakob erst bekommen, als er am Jabbok mit Gott gekämpft hat, was eine deutliche Wende im Leben Jakobs markierte. Bis dahin meinte Jakob immer mit seiner eigenen Kraft ans Ziel zu kommen. Als er diese Verletzung am Bein bekam und sich seiner Schwachheit immer bewusst war, bekam er den Namen „Gottes Streiter“ – so wie Paulus sagte: "Wenn ich schwach bin, bin ich stark."
In der Drangsalszeit wird Israel, wie damals Jakob am Jabbok, sich seiner Schwachheit bewusst werden, was zu einer Wende Israels führen wird und Israel sich zu dem Herrn bekehren wird.
Mt. 23.38,39: „Siehe, euer Haus wird euch öde gelassen; denn ich sage euch: Ihr werdet mich von jetzt an nicht sehen, bis ihr sprechet: "Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn!"
„Ehe dich Philippus rief, als du unter dem Feigenbaum warst, sah ich dich!“
Röm. 8.29,30: „Denn welche er zuvorerkannt hat, die hat er auch zuvorbestimmt, dem Bilde seines Sohnes gleichförmig zu sein, damit er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern. Welche er aber zuvorbestimmt hat, diese hat er auch berufen; und welche er berufen hat, diese hat er auch gerechtfertigt; welche er aber gerechtfertigt hat, diese hat er auch verherrlicht.“
Nur Gott ist allwissend und kann daher nicht nur das Gegenwärtige, sondern auch das Vergangene und Zukünftige eines jeden Menschen, zu jeder Zeit und an jedem Ort kennen. Das weiß auch Nathanael und so ist er nach dieser Aussage des Herrn nun endgültig davon überzeugt, dass der Herr Jesus der Sohn Gottes sein muss.
Der Feigenbaum war ein beliebter Ort für das Thorastudium und so hatte Nathanael vermutlich gerade das Wort Gottes studiert, als Philippus kam um ihm sein Zeugnis vom Herrn Jesus zu geben.
Nathanael fühlte sich ganz ins Licht Gottes gestellt, was ihn so überwältigte, dass er Jesus als Messias erkannte und bezeugte. Wenn sich jemand im Gehorsam unter Gottes Wort stellt, bewirkt Gott im Herzen eines Menschen diese innere Gewissheit,
Joh. 7.17: „Wenn jemand seinen Willen tun will, wird er erkennen, ob diese Lehre von Gott ist, oder ob ich aus mir selbst rede.“
Gott wirkt Gewissheit durch das Bibelstudium. So konnte Nathanael vom Sohn Gottes sprechen, obwohl es gar nicht die jüdische Auffassung war, dass der Messias der Sohn Gottes sein sollte. Jedoch sagt die Schrift über den Herrn und seinen Gesalbten:
Ps. 2.7,12: „»Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt. … Küßt den Sohn, damit er nicht zornig wird … “
Spr. 30.4b: „Was ist sein Name und was ist der Name seines Sohnes?“
Hier geht es um die ewige Sohnschaft, die auf zwei Ebenen besteht: (a) Durch die Menschwerdung (Zeugung) wurde er Sohn, und (b) er ist schon seit der Ewigkeit Sohn.
Hebr. 7.3: „Er ist ohne Vater, ohne Mutter, ohne Geschlechtsregister und hat weder Anfang der Tage noch Ende des Lebens; und als einer, der dem Sohn Gottes verglichen ist, bleibt er Priester für immer.“
Hebr. 5.8: „Und obwohl er Sohn war, hat er doch an dem, was er litt, den Gehorsam gelernt;“
Der Herr Jesus hat nie gehorchen müssen, weil er dem Vater und dem Heiligen Geist absolut gleich war. Aber dadurch, dass er Mensch wurde, hat Jesus kennen gelernt, was „gehorchen“ heißt.
Das ist eine Anspielung auf den Traum von Jakob,
1. Mo. 28.12-14: „Und er hatte einen Traum; und siehe, eine Leiter war auf die Erde gestellt, die reichte mit der Spitze bis an den Himmel. Und siehe, auf ihr stiegen die Engel Gottes auf und nieder. 13 Und siehe, der Herr stand über ihr und sprach: Ich bin der Herr, der Gott deines Vaters Abraham und der Gott Isaaks; das Land, auf dem du liegst, will ich dir und deinem Samen geben. 14 Und dein Same soll werden wie der Staub der Erde, und nach Westen, Osten, Norden und Süden sollst du dich ausbreiten; und in dir und in deinem Samen (= der Messias) sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde!“
Dies ist eine Anspielung auf das 1000jährige Reich, in dem Himmel und Erde in vollkommener Harmonie verbunden sein werden.
Zu „deinem Samen“:
Gal. 3.16: „Nun aber sind die Verheißungen dem Abraham und seinem Samen zugesprochen worden. Es heißt nicht: »und den Samen«, als von vielen, sondern als von einem: »und deinem Samen«, und dieser ist Christus.“
In 1. Mo. 28 wurde nicht genannt, dass der Herr Jesus am Fuß der Leiter steht und die Engel auf Ihn auf- und absteigen werden. Dies fügt der Herr Jesus erst in Joh 1 zu!