1 Und es geschah im elften Jahre, am Ersten des Monats, da geschah das Wort des HERRN zu mir also: 
2 Menschensohn, darum, daß Tyrus über Jerusalem spricht: Haha! zerbrochen ist die Pforte der Völker; sie hat sich mir zugewandt; ich werde erfüllt werden, sie ist verwüstet!
im elften Jahre, am Ersten des Monats,
586 v. Chr. Es ist das gleiche Jahr in dem Jerusalem fiel. 
 
darum, daß Tyrus über Jerusalem spricht: Haha! zerbrochen ist die Pforte der Völker;...
400 Jahre vor dieser Prophetie, pflegte Tyrus und Jerusalem eine Freundschaft und enge Geschäftspartnerschaft. Für den Bau des ersten Tempels in Jerusalem stellte Tyrus Handwerker zur Verfügung und belieferte Jerusalem mit dem nötigen Zedernholz. Hier nun lässt sich 400 Jahre später eine Feindschaft feststellen und Tyrus verfällt in Schadenfreude über die Zerstörung Jerusalems, mit der auch ein wirtschaftlicher Konkurrent ausgeschaltet wurde.
Hintergrund: Tyrus
Die phönizische Stadt Tyrus lag im Gebiet des heutigen Libanon. Durch das damalige Phönizien verliefen die Haupthandelsstrassen der Welt, welche Südarabien und den Orient miteinander verbanden. Die Phönizier waren auch das führende Seefahrervolk. Phönizien, das seine Waren über den Wasserweg im gesamten Mittelmeerraum verbreitete ist auf diese Weise zur führenden Welthandelsmetropole der Antike aufgestiegen. Verschifft wurden die Waren von der, an der Küste zum Mittelmeer gelegenen Hafenstadt Tyrus aus, was Tyrus zu einem enormen Reichtum verhalf. 800m von der Stadt Tyrus entfernt lag eine ca. 3km² große Insel, die als Hafen der Stadt diente da das Wasser vor dem Festland sehr flach und die eigentliche Stadt für die Handelsschiffe schwer zu erreichen war.
 
Hintergrund: Phönizen
Die Phönizier stammen ursprünglich von den Kanaanitern ab, die von den Israeliten aus Israel vertrieben wurden. Sie bauten ein Netzwerk von Stadtstaaten auf von denen Tyrus die wichtigste Stadt gewesen ist. Auch Karthago, das in der phönizischen Geschichte als letztes fiel, war eine phönizische Kolonie. Als Nachkommen der Kanaaniter stammen auch die Phönizier von Ham ab. Nach Noah's Prophezeiung sollte Ham ein "Knecht der Knechte" sein. 
 
1. Mo. 9.25: Und er sprach: Verflucht sei Kanaan! Ein Knecht der Knechte sei er seinen Brüdern! 26 Und er sprach: Gepriesen sei der HERR, der Gott Sems; und Kanaan sei sein Knecht!
 
3 darum, so spricht der Herr, HERR: Siehe, ich will an dich, Tyrus! Und ich werde viele Nationen wider dich heraufführen, wie das Meer seine Wellen heraufführt.
Und ich werde viele Nationen wider dich heraufführen, wie das Meer seine Wellen heraufführt.
Als Gericht wird Tyrus millitärische Angriffe mehrerer Nationen angekündigt, die wellenartig, in mehreren Phasen über Tyrus ergehen sollten. Die erste Angriffswelle wird in Vers 7 angekündigt und in den Versen 8-11 detailliert geschildert. Die Folgen der weiteren Wellen werden ab Vers 12 geschildert. Ab Vers 12 heißt es dann nicht mehr "er wird" sondern "sie werden", was den Wechsel von Nabukadnezars Angriff zu den darauf folgenden Angriffswellen markiert. 
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4 Und sie werden die Mauern von Tyrus zerstören und seine Türme abbrechen; und ich werde seine Erde von ihm wegfegen und es zu einem kahlen Felsen machen;
Und sie werden die Mauern von Tyrus zerstören und seine Türme abbrechen
 
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5 ein Ort zum Ausbreiten der Netze wird es sein mitten im Meere. Denn ich habe geredet, spricht der Herr, HERR. Und es wird den Nationen zur Beute werden
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6 und seine Töchter, die auf dem Gefilde sind, werden mit dem Schwerte getötet werden. Und sie werden wissen, daß ich der HERR bin. -
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7 Denn so spricht der Herr, HERR: Siehe, ich werde Nebukadnezar, den König, von Babel, den König der Könige, von Norden her gegen Tyrus bringen, mit Rossen und Wagen und Reitern und mit einer großen Volksschar.
Im Jahr 585 v. Chr., ein Jahr nach dieser Prophetie, begann Nebukadnezar mit der Belagerung der Stadt Tyrus wie es bis Vers 11 geschildert ist. 13 Jahre dauerte die Belagerung, bis es Nebukadnezar endlich gelang die Stadtmauern zu durchbrechen und die Prophetie bis Vers 11 zu erfüllen. Eine solch lange Belagerungsdauer zeugt von der aussergewöhnlich guten Befestigung der Stadt. Die Einwohner der Stadt Tyrus nutzten diese Zeit um samt ihrem Reichtum welches Vers 12 zufolge geraubt werden sollte, auf die vorgelagerte Insel zu flüchten und dort eine neue Stadt zu errichten. 
 
Als Nebukadnezar in die Stadt einzog musste er enttäuscht feststellen, dass die 13 Jahre andauernde Belagerung der Stadt für ihn ein alles andere als lohnenswertes Geschäft gewesen ist worauf er weiter Richtung Süden in den Krieg gegen Ägypten zog. Das Gericht über Ägypten wird in Hes. 29 geschildert.
 
Hes. 29.17-19: Und es geschah im 27. Jahre, im ersten Monat, am Ersten des Monats, da geschah das Wort des HERRN zu mir also: Menschensohn, Nebukadnezar, der König von Babel, hat sein Heer eine schwere Arbeit tun lassen gegen Tyrus. Jedes Haupt ist kahl geworden, und jede Schulter ist abgerieben; und von Tyrus ist ihm und seinem Heere kein Lohn geworden für die Arbeit, welche er wider dasselbe getan hat. Darum, so spricht der Herr, HERR: Siehe, ich gebe Nebukadnezar, dem König von Babel, das Land Ägypten; und er wird seinen Reichtum wegtragen und seinen Raub rauben und seine Beute erbeuten, und das wird der Lohn sein für sein Heer.
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8 Er wird deine Töchter auf dem Gefilde mit dem Schwerte töten; und er wird Belagerungstürme gegen dich aufstellen und einen Wall gegen dich aufschütten und Schilde gegen dich aufrichten,
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9 und wird seine Mauerbrecher wider deine Mauern ansetzen und deine Türme mit seinen Eisen niederreißen
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10 Von der Menge seiner Rosse wird ihr Staub dich bedecken; vor dem Lärm der Reiter und Räder und Wagen werden deine Mauern erbeben, wenn er in deine Tore einziehen wird, wie man in eine erbrochene Stadt einzieht.
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11 Mit den Hufen seiner Rosse wird er alle deine Straßen zerstampfen; dein Volk wird er mit dem Schwerte töten, und die Bildsäulen deiner Stärke werden zu Boden sinken.
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12 Und sie werden dein Vermögen rauben und deine Waren plündern, und deine Mauern abbrechen und deine Prachthäuser niederreißen; und deine Steine und dein Holz und deinen Schutt werden sie ins Wasser werfen. 13 Und ich werde dem Getöne deiner Lieder ein Ende machen, und der Klang deiner Lauten wird nicht mehr gehört werden. 14 Und ich werde dich zu einem kahlen Felsen machen; ein Ort zum Ausbreiten der Netze wirst du sein, du wirst nicht wieder aufgebaut werden. Denn ich, der HERR, habe geredet, spricht der Herr, HERR. 15 So spricht der Herr, HERR, zu Tyrus: Werden nicht vom Gedröhne deines Sturzes, wenn der Erschlagene stöhnt, wenn in deiner Mitte gemordet wird, die Inseln erbeben?
Und sie werden
In den folgenden Jahrzehnten nach dem Angriff Nebukadnezars wurde Tyrus immer wieder Ziel weiterer Angriffswellen die 332 v. Chr. in dem Angriff der Griechen unter Alexander d. Großen ihr Ende fanden. Um auf die Insel zu gelangen lies Alexander einen Damm vom Festland bis zu der Insel aufschütten wozu er die Trümmer und den Schutt der alten Stadt Tyrus verwendete. Indem Alexander binnen weniger Monate zum Zwecke des Dammbaus die Ruinen im Meer versengte und Tyrus plünderte erfüllte er die nach Nebukadnezar übrige Prophetie. Heute findet sich an der Stelle des alten Tyrus ein kahler Felsboden auf dem tatsächlich Fischer ihre Netze zum trocknen ausbreiten. 
 
Offb. 18.21,22: Und ein starker Engel hob einen Stein auf wie einen großen Mühlstein und warf ihn ins Meer und sprach: Also wird Babylon, die große Stadt, mit Gewalt niedergeworfen und nie mehr gefunden werden. Und die Stimme der Harfensänger und Musiker und Flötenspieler und Trompeter wird nie mehr in dir gehört werden, und nie mehr wird ein Künstler irgendwelcher Kunst in dir gefunden werden, und das Geräusch des Mühlsteins wird nie mehr in dir gehört werden,
 
16 Und alle Fürsten des Meeres werden von ihren Thronen herabsteigen, und ihre Mäntel ablegen und ihre buntgewirkten Kleider ausziehen; in Schrecken werden sie sich kleiden, werden auf der Erde sitzen und jeden Augenblick erzittern und sich über dich entsetzen.
17 Und sie werden ein Klagelied über dich erheben und zu dir sprechen: Wie bist du untergegangen, du von den Meeren her Bewohnte, du berühmte Stadt, die mächtig auf dem Meere war, sie und ihre Bewohner, welche allen, die darin wohnten, ihren Schrecken einflößten!
18 Nun erzittern die Inseln, am Tage deines Sturzes; und die Inseln die im Meere sind, sind bestürzt wegen deines Ausgangs. - 
Die Brutalität, mit der Alexander gegen die Tyrer im Anschluss an die Belagerung vorgegangen ist, bewirkte einen solchen Schrecken unter den umliegenden Nationen, dass sich viele von ihnen, darunter auch Jerusalem wiederstandslos ergaben.
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19 Denn so spricht der Herr, HERR: Wenn ich dich zu einer verwüsteten Stadt mache, den Städten gleich, die nicht mehr bewohnt werden; wenn ich die Flut über dich heraufführe, und die großen Wasser dich bedecken:
20 so werde ich dich hinabstürzen zu denen, welche in die Grube hinabgefahren sind, zu dem Volke der Urzeit, und werde dich wohnen lassen in den untersten Örtern der Erde, in den Trümmern von der Vorzeit her, mit denen, welche in die Grube hinabgefahren sind, auf daß du nicht mehr bewohnt werdest; und ich werde Herrlichkeit setzen in dem Lande der Lebendigen. 
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21 Zum Schrecken werde ich dich machen, und du wirst nicht mehr sein; und du wirst gesucht und in Ewigkeit nicht wiedergefunden werden, spricht der Herr, HERR.
und du wirst nicht mehr sein; ...  in Ewigkeit nicht wiedergefunden werden
Alle drei Kapitel, die sich mit Tyrus befassen enden einer Aussage die das ewige Ende der Stadt ankündigen.
 
Hes. 27.36: die Händler unter den Völkern zischen über dich. Ein Schrecken bist du geworden, und bist dahin auf ewig!
 
Hes. 28.19: Alle, die dich kennen unter den Völkern, entsetzen sich über dich; ein Schrecken bist du geworden, und bist dahin auf ewig! 
 
Dass dies drei Mal erwähnt wird betont die Gewissheit, dass dies so geschehen sollte. Da Tyrus als ein Bild für die heutige Gesellschaft dient, dienen diese Verse auch für die heutige Gesellschaft als Mahnung aber auch Bestätigung, dass das endzeitliche Gericht über die Welt ganz sicher eintreffen wird. Die in der Offenbarung geschilderten endzeitlichen Gerichte über die Welt sind ebenfalls im vierten als auch letzten Kapitel der Offenbarung, mit der Bestätigung eingerahmt, dass dieses Gericht mit Gewissheit eintreffen wird. 
 
Offb. 4.1: Nach diesem sah ich: und siehe, eine Tür war aufgetan in dem Himmel, und die erste Stimme, die ich gehört hatte wie die einer Posaune mit mir reden, sprach: Komm hier herauf, und ich werde dir zeigen, was nach diesem geschehen muß
 
Offb. 22.6: Und er sprach zu mir: Diese Worte sind gewiß und wahrhaftig, und [der] Herr, der Gott der Geister der Propheten, hat seinen Engel gesandt, seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen muß.
 
Zudem kommt die Formulierung "was bald geschehen muß" bereits im aller ersten Vers der Offenbarung und damit ebenfalls drei Mal in dieser vor.
 
Offb. 1.1: Offenbarung Jesu Christi, welche Gott ihm gab, um seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen muß; und durch seinen Engel sendend, hat er es seinem Knechte Johannes gezeigt
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